Auktion 278 : Kunst des 19. und 21. Jahrhunderts Teil 1 16.06.2023

OTTO DIX Untermhaus 1891–1970 Singen 30 Der Zuhälter (40000.–) Aquarell 1922 51,3×38 cm Oben links vom Künstler in Bleistift signiert «Dix», daneben datiert und mit der Werknummer «22 /162». Oben rechts erneut in Bleistift signiert «DIX» Werkverzeichnis: Echtheitsbestätigung der Otto Dix Stiftung, Rainer Pfefferkorn, liegt vor. Es wird imWerkverzeichnis von Suse Pfäffle der Nummer A 1922/57 zugeordnet Provenienz: Privatsammlung Süddeutschland, durch Erbschaft an Privatsammlung Schweiz Auf Japan. Sauber in der Erhaltung. Zweiseitig bemalt Die Anonymität der Grossstadt im Nachkriegs-Deutschland bildete mit ihren Vergnü- gungsangeboten sowie der Kriminalität und Prostitution den Nährboden von Otto Dix’ Kunst. 1919 kehrte der Künstler, der als Kriegsfreiwilliger gedient und die Schrecken des Ersten Kriegs unmittelbar erlebt hatte, nach Dresden zurück. Als Gründungsmitglied der «Dresdner Sezession» (Gruppe 1919) beteiligte er sich an deren Gruppenausstel- lungen. Sein Werk wurde deutlich vom Expressionismus, namentlich George Grosz, und dem Dadaismus beeinflusst. Die Auseinandersetzung mit dem Erlebten im Krieg gipfelte in seinem bahnbrechenden Gemälde «Der Schützengraben», entstanden in den Jahren 1921–1923, und der 1924 veröffentlichten Graphikfolge «Der Krieg» (vgl. Los 32). In den 1920er Jahren wurde Dix Kunst immer morbider und realistischer, im Stile der «Neuen Sachlichkeit» zeigte er schonungslos das vielschichtige Leben in der Weimarer Republik auf Darstellungen von Zuhältern (Luden), Dirnen und von allerlei «nächtlichen Erscheinun- gen» gehörten zum Repertoire und zu den wiederkehrenden Sujets in seinem Œuvre. Ein Jahr nach dem hier angebotenen Aquarell entsteht gar ein Blatt, bei welchem der Zuhälter die Gesichtszüge Adolf Hitlers trägt (Pfäffle WVZ A-1923/66). Dix enttarnte die grossen Widersprüche in der Gesellschaft und legte sie mit seinen erbarmungs­ losen Darstellungen offen. Der hier angebotene «Zuhälter» trägt eine Melone und wirkt in der in Rot getauchten Umgebung wie eine Karikatur seiner selbst. Ein eindrückliches Beispiel von Dix’ unverhohlener Gesellschaftskritik

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