Auktion 278 : Kunst des 19. und 21. Jahrhunderts Teil 1 16.06.2023

LYONEL FEININGER 1871 New York 1956 38 Taubach (60000.–) Aquarell über Federzeichnung in Tusche 1918 24×30,5 cm Unten links vom Künstler in Feder in Tusche signiert «Feininger», rechts datiert «1918» Werkverzeichnis: Expertise von AchimMoeller, The Lyonel Feininger Project LLC, New York, datiert vom 6. November 2014, liegt in Kopie vor Feininger Archiv Nr. 1296–11–06–14 Provenienz: Privatsammlung Deutschland Auf cremefarbenem Bütten, das Papier gebräunt, in den Rändern mit Reissnagellöchern, mit einzelnen Fleckchen. In sauberer Erhaltung Für den Deutschamerikaner Lyonel Feininger boten die Städtchen an der Ostsee oder das verträumte Weimarer Umland in Thüringen eine perfekte Kulisse für seine künst- lerischen Erkundungen. Es waren die kleinstädtischen Idyllen mit ihren Kirchen und im wahrsten Sinne des Wortes pittoresken Dorfkernen – wie etwa in Gelmeroda, Nieder- grunstedt, Possendorf, Vollersroda, Zottelstedt oder eben Taubach –, die ihm ideale Motive boten. Zu Beginn staffierte er die Ansichten dieser Orte noch mit seinen typi- schen Figuren aus (wie beim hier angebotenen Blatt), später realisierte er die Werke nur noch als reine, fast ins Abstrakte tendierende Architekturansichten Gegenüber Alfred Kubin meinte er einmal, dass es in diesen «gottverlassenen Nestern» Kirchtürme gebe, die ungemein mystisch seien. In Taubach ist es die wuchtige, evan- gelische Kirche St. Ursula, die er im zweifarbigen Aquarell besonders darstellt. Den dunkelvioletten Himmel grenzt er von den feinen, hellblauen Konturen des Städtchens gekonnt ab. Eine Figur mit dem typischen Feininger-Hut spaziert von der Kirche weg, die Bäume vor der Kirche halten die beiden «Welten» von Himmel und Erde wie eine Klammer zusammen Ein eindrückliches Aquarell, entstanden kurz bevor er als erster Meister von Walter Gropius ans Bauhaus nach Weimar berufen wurde *

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