Auktion 278 : Kunst des 19. und 21. Jahrhunderts Teil 1 16.06.2023

FRANZ GERTSCH Mörigen 1930–2022 Riggisberg 46 Vera (75000.–) Zweifarbiger Holzschnitt in Rot (Zinnober und Karmin) von zwei Platten, gedruckt am 2.9.1994 1994 105×91 cm, Druckstock; 170,5×153,5 cm, Blattgrösse Rückseitig vom Künstler in Bleistift signiert «Franz Gertsch», daneben datiert und bezeichnet «2.9.94 /2 Platten Zinnober + Karmin» Werkverzeichnis: Im Werkverzeichnis der Holzschnitte des Archivs Franz Gertsch unter der Nummer 19/B eingereiht Provenienz: 1994 direkt beim Künstler angekauft von Slg. Beat H. Koenig, von dort an Privatsammlung Schweiz Literatur: Kunstsammlung Beat H. Koenig, mit Beiträgen u.a. von Daniel Arn, Marianne Burki und Jörg Steiner, Solothurn 2004, pag. 38, reprod. Sehr schöner Handabzug auf cremefarbenem Kumohadamashi Japanpapier von Heizaburo Iwano. Farbfrisch und in tadellosem Zustand Franz Gertsch gibt 1986 die Malerei für ein paar Jahre zu Gunsten des Holzschnitts auf. In dieser Drucktechnik findet er das ideale Medium, um ein Motiv in verschiedenen, monochromen Farbvariationen zu drucken. Vorlagen zu seinen Holzschnitten sind eigene Fotografien, die er in einem langwierigen Arbeitsprozess auf die Holzplatte überträgt. Mit einem kleinen Hohleisen setzt er ein feines Raster an «Lichtpunkten», die beim Druck das weisse Papier, manchmal auch den Unterdruck einer Tonplatte in einer ande- ren Farbe, durchleuchten lassen. Es entsteht so eine an Pixel erinnernde Rasterstruktur, aus welcher sich das Motiv erschliesst. Die Modelle für seine Porträts findet er in seiner nächsten Umgebung, hier handelt es sich um die 1973 geborenen Vera von Siebenthal. Die überdimensionale Präsenz des Porträts und die Fokussierung auf die Augenpartie verleihen demWerk eine «magische» Präsenz, der man sich nur schwer entziehen kann Vor jedem Handabzug wird die Platte gereinigt und neu eingefärbt. Jeder Druck wird handwerklich unter Mitarbeit von Nik Hausmann abgezogen, stets variiert in der Farb- gebung und Druckintensität, so dass es sich bei den Abzügen faktisch um Unikate handelt. Es entstehen stets kleine Auflagen. Von Vera werden lediglich 34 Abzüge gedruckt. In der Regel gibt es nur Drucke mit der Zeichnungsplatte; Drucke mit zwei Platten (mit einer Zeichnungsplatte und einer Tonplatte) entstanden nur zwei. 24 gelten als «Auflage», darunter der hier angebotene, der nach Auskunft des Archivs Franz Gertsch die Nummer «2/24» trägt, dazu kommen 10 Probedrucke. Der Druckstock besteht aus Lindenholz, der vorliegende Abzug ist in Rot gehalten. Gedruckt werden gemässVermerk des Künstlers auf der Rückseite des Blattes folgende Farben: Zinnober und Karminrot. Besonders zu erwähnen ist der breite Papierrand; nur zwei Abzüge sind so hergestellt worden. Während des Druckprozesses ist die Platte unglücklicherweise gebrochen, so dass es bei der ausgesprochen kleinen Auflage von 24 Stück geblieben ist Wir danken der Familie Gertsch für die wertvollen Hinweise zu diesem Werk

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