Auktion 278 : Kunst des 19. und 21. Jahrhunderts Teil 2 15.06.2023

47 272 LYONEL FEININGER 1871 New York 1956 Kirche mit zwei pinken Turmspitzen (7500.–) Vor 1926. Gesägtes und geschnitztes Holz, farbig gefasst. 21×8,2×13,2 cm Provenienz: Theodore Lucas Feininger (auch T. Lux Feininger); durch Erbschaft an Privatsammlung USA. – Literatur: T. Lux Fei- ninger/Andreas Feininger (Hrsg.), Lyonel Feininger, City at the Edge of the World, New York 1966; Ulrich Luckhardt, Die Stadt am Ende derWelt. Das Spielzeug von Lyonel Feininger, Köln 1998; T. Lux Feininger/Andreas Feininger (Hrsg.), Lyonel Feininger, La ciudad en los confines del mundo, Madrid 2017. – In schöner Erhaltung, mit Gebrauchsspuren, ein Stützpfeiler am Kirchenschiff abgebrochen (bereits 1966 nicht mehr vorhanden). Die Skulptur ist auf der Fotografie von 1926 abgebildet sowie mehrfach in den erwähnten Publikationen * Lyonel Feininger: Geschnitztes Holzspielzeug Vermutlich um das Jahr 1919 begann Feininger für seine drei Söhne Andreas, Laurence und Theodore Lucas (genannt Lux) Spielzeug aus gesägtem und bemaltem Holz herzustellen. Im November 1921 schrieb er an seine Frau Julia: «Ich kriege jedes Jahr diesen Rappel und will wieder Holz zersägen und bemalen! […] die Jungx erwarten doch mit töd- licher Gewissheit, dass ich ihnen Männekens mache.» Bis an Weihnachten 1955 entstanden jedes Jahr neue Klein- skulpturen. Die Holzfiguren blieben die ganze Zeit über in der Familie. 1966 veröffentlichten T. Lux und Andreas Feininger ein Buch mit dem Titel «City at the Edge of the World». Die beiden Künstlersöhne inszenierten darin die Holzfiguren ihres Vaters, T. Lux schrieb einen Text, die Fotografien stammten von Andreas. Den Titel für die Publikation entlehnten sie bei einer Radierung von 1910 oder einer lavierten Federzeichnung aus dem Jahr 1911, beide mit dem Titel «Die Stadt am Ende der Welt» Durch eine wohl 1926 in Weimar entstandene Fotografie von Laurence Feininger lassen sich einige Holzfiguren genauer datieren. Ulrich Luckhardt schrieb 1998 in seiner Publikation zu den kleinen Kunstwerken: «Diese Stadt ist Synonym für eine romantische, jedoch nicht verklärte Ordnung, in der die bürgerliche Welt weiterlebt und doch aus den Angeln gehoben wird. Eine Welt, die sich an Realitäten orientiert und diese dabei immer in Frage stellt.» Die Kirchen, Häuser, Bäume und Figuren bilden einen sehr persönlichen Kosmos, liebevoll ausgearbeitet und bemalt. Beim Betrachten der kleinen Preziosen vermeint man sich immer wieder in die Feininger’sche Bilderwelt versetzt. Die Figuren wurden unter den Söhnen Feiningers aufgeteilt und behütet. Die hier angebotenen Stücke stammen aus dem Konvolut, das T. Lux Feininger erhalten hat. Die Kleinskulpturen wurden einige Male ausgeliehen, blieben aber bis heute durch Erbschaft in Familienbesitz

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