Auktion 280 : Meisterwerke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 13.09.2024
1913. Aquarell über Bleistift auf Simili-Japan. 48,2×31,7 cm. Unten rechts unter demFuss vomKünstler in Bleistift signiert und datiert «EGON/SCHIELE/1913», im Rand unten rechts bezeichnet «TORSO». An den äusseren Rändern verein- zelte Reissnagellöcher, besonders oben in der Mitte. Das Blatt weist eine regel- mässige Maserung in Form von kleinen Flecken auf, die mit der Papierqualität und dessen Alterung zusammenhängt. LeichteGriffknicke und eine horizontale Falte entlang der unteren Blattkante. Rückseitig Spuren alter Montierungen. In guter Erhaltung. Schätzung CHF 800000 Werkverzeichnis Jane Kallir, Egon Schiele, The Complete Works, New York 1990, Nr. 1390 Provenienz Slg. Serena und August Lederer, Wien Privatsammlung Genf Auktion Galerie Kornfeld, Bern, 26. Juni 1992, Los 135, dort erworben von Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammlerstempel, Lugt 913b Literatur Zeichnungen Egon Schiele, 12 Blätter in Originalgrösse, Wien, Buchhandlung Richard Lányi, 1917, im Portfolio Tafel IV. – Ebenfalls im Verlag Richard Lányi als Postkarte publiziert Jane Kallir, Egon Schiele, Drawings & Watercolours, London 2003, S. 254 Ausstellungen Davos 1998–1999, Kirchner Museum, Werke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 26 Genf 1999–2000, Musée d’art et d’histoire, Steinlen et l’époque 1900, S. 183 Barcelona 2000, Museu Picasso, Steinlen y l’época de 1900, S. 214 Madrid 2003, Fundación Juan March, Espíritu de modernidad: de Goya a Giacometti, Obra sobre papel de la colección Kornfeld, Kat. Nr. 51, S. 134, Abb. S. 91 Wien 2005/2006, Albertina, Egon Schiele, Kat. Nr. 128, S. 405, Abb. S. 243 Zürich 2014/2015, Kunsthaus, Egon Schiele/Jenny Saville, ausser Kat. Mit zunehmendem Erfolg bezog Schiele im Oktober 1912 einen Arbeitsraum in der Hietzinger Hauptstrasse 101, unweit des Ateliers von Gustav Klimt, den er fast bis zu seinem Tod nutzte. 1913 wurde er Mitglied im Bund Österreichi- scher Künstler, dem Klimt vorstand. Schiele wurde zu einem sensiblen, in der Ausführung aber äusserst expressiven und unerbittlichen Beobachter seiner Umwelt und seiner Zeit. Ihn interessierten vor allem auch Menschen und ihre Körperlichkeit. Der «Torso» etwa ist Teil einer Reihe, in der Egon Schiele das schrittweise Entkleiden des weiblichen Körpers thematisiert und dokumentiert. Die Zeichnung stellt den Endpunkt dieses Narrativs dar; es ist kein Kleidungs- stück mehr vorhanden. In der Serie werden die Dargestellten meist am Kopf oder Oberkörper angeschnitten, somit fokussieren sich die Darstellungen auf den weiblichen Körper. Mit festemStrich, hauchdünn koloriert, spürt man förm- lich den ungeduldigen Eifer, mit welchemdie wunderbare Zeichnung entstan- den ist. Auffällig ist die betont reduzierte Farbgebung im Vergleich zu den früheren Arbeiten, in denen gerade die Kolorierung der Haut eine zentrale Rolle spielt. Die Kleidung – und somit der Akt des Entkleidens selbst – steht somit im Vordergrund dieser Reihe. * 19 Egon Schiele Tulln 1890–1918 Wien Kniendes junges Mädchen, frontal – Torso Inhaltsverzeichnis der Lányi-Mappe
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