Auktion 280 : Meisterwerke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 13.09.2024
1914 – Werknummer 1914.47. Tusche und Aquarell auf Papier, auf Karton aufgelegt. 19,2× 16,6 cm, Aquarell; 29,2×24,2 cm, Unter lagekarton. Oben rechts vom Künstler in Tusche signiert «Klee», auf der Unterlage unten links in Tusche betitelt undmit der Werknummer «Scene aus Kairuan. 1914.47». Leichter Lichtrand und an den äussers- ten Rändern mit leichten Verfärbungen. In farbfrischer Erhaltung. Schätzung CHF 1000000 Werkverzeichnis Paul Klee Stiftung, Catalogue Raisonné, Band 2, Werke 1913–1918, Bern 2000, Nr. 1156 Provenienz Hans Goltz, Neue Kunst, München (1915–1919) Alfred Flechtheim, Düsseldorf (1919) Karl Nierendorf, Köln/Berlin/New York Slg. Geert van Bruaene, Brüssel Slg. Paul-Gustave van Hecke, Brüssel (1931) Slg. Joris (Georges) Vriamont, Brüssel Slg. Edouard Léon ThéodoreMensens, London/Brüssel (1961–1970) Waddington Galleries, London (1982), 1982 dort erworben von Galerie Kornfeld, Bern Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammlerstem- pel, Lugt 913b Literatur Galerie Neue Kunst Hans Goltz, Moderne Graphik von Daumier bis zu den Expressionisten, München 1917 Margareta Benz-Zauner, Werkanalytische Untersuchungen zu den Tunesien-Aquarellen Paul Klees, Frankfurt a.M./Bern/New York 1984, S. 7 Stefan Frey/Wolfgang Kersten, Paul Klees geschäftliche Verbin- dung zur Galerie Alfred Flechtheim, Ausstellungskatalog, Düssel- dorf/Münster 1987/1988, S. 65 Stefan Frey, Dokumentation über Klees Reise ans Mittelmeer, in: Reisen in den Süden, Hamm 1997, S. 245 ChristophOtterbeck, Europa verlassen, Künstlerreisen amBeginn des 20. Jahrhunderts, Studien zur Kunst, 4, Köln 2007, S. 168, 400f., Anm. 53 Makoto Shindo, Travels of Paul Klee [Klee no tabi], Tokyo 2007, Abb. S. 65 Maria-ChristinaMetzler, Paul Klee, in: Wege der Moderne, Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Ausstellungskatalog, Albertina, Wien 2008, S. 199f. Ottfried Dascher, Es ist was Wahnsinniges mit der Kunst, Alfred Flechtheim, Sammler, Kunsthändler und Verleger, Wädenswil 2013, S. 440 Michael Baumgartner, Paul Klees Reise nach Tunesien, ein kunst- historischer Mythos, in: Die Tunisreise 1914. Paul Klee, August Macke, LouisMoilliet, Ausstellungskatalog, ZentrumPaul Klee, Bern 2014, S. 118 Alain Nadaud, La Couleur me possède, in: Sadika Keskes, Alain Nadaud, Jean Lancri, Paul Klee et le tapis tunisien, Aux portes de l’abstraction, La Marsa Erriadh 2014, S. 76 Sadika Keskes/Alain Nadaud/Jean Lancri, Paul Klee et le tapis tuni- sien, Aux portes de l’abstraction, La Marsa Erriadh 2014, S. 153 Zentrum Paul Klee (Hrsg.), Mit Klee durch Bern, Spaziergänge in Stadt und Umgebung, Bern 2015, S. 152f. Roger Benjamin/Christina Ashjian, Kandinsky and Klee in Tunisia, Oakland 2015, S. 152f. Hans-Peter Wittwer, Biografien, in: Paul Klee und die Surrealisten, Ausstellungskatalog, Zentrum Paul Klee, Bern 2016, S. 368 Osamu Okuda, Chronologie, in: Paul Klee und die Surrealisten, Ausstellungskatalog, Zentrum Paul Klee, Bern 2016, S. 60 Sarah McGavran, Den Orient mit neuen Augen betrachten, Der Bedeutungswandel von Paul Klees Tunisreise, in: Re-Orientations, Europa und die islamischen Künste 1851 bis heute, Ausstellungs- katalog, Kunsthaus, Zürich, Zürich 2023, S. 249, Abb. S. 254 Ausstellungen München 1915, Galerie Neue Kunst Hans Goltz, Frühjahrsausstel- lung, Beeh, Grossmann, Kars, Klee, Lehmbruck, Nowak, Purrmann, Seewald, Stein, Graphische Ausstellung «Der Krieg», Kat. Nr. 32 Hannover 1919/1920, Kestner-Gesellschaft, Paul Klee, Lyonel Feininger, 29. Sonderausstellung, Kat. Nr. 20 Düsseldorf 1920, Städtischer Kunstpalast, Grosse Kunstausstel- lung, Kat. Nr. 661 Martigny 1985, Fondation Pierre Gianadda, Klee, Kat. Nr. 16 Bern 1989, Kunstmuseum Bern, Von Goya bis Tinguely, Aquarelle und Zeichnungen aus einer Privatsammlung [Slg. EberhardW. Korn- feld], Kat. Nr. 73, Abb. S. 137 Paris 1992/1993, Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, Figures du Moderne, L’Expressionnisme en Allemagne 1905–1914, Kat. Nr. 284, Abb. S. 257 Davos 1998/1999, Kirchner Museum, Werke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 34 Madrid 2003, Fundación Juan March, Espíritu de modernidad: de Goya a Giacometti, Obra sobre papel de la colección Kornfeld, Kat. Nr. 24, S. 132, Abb. S. 55 Wien 2008/2009, Albertina, Wege der Moderne, Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 129, S. 289, Abb. S. 205 Bern 2009, Zentrum Paul Klee, Paul Klee, Teppich der Erinnerung, Kat. Nr. 162, S. 239, Abb. S. 197 Bern 2014, Zentrum Paul Klee, Die Tunisreise, Paul Klee, August Macke, Louis Moilliet, Kat. Nr. 21, S. 320, Abb. S. 130 Bern 2015/2016, Zentrum Paul Klee, Klee in Bern 3, ohne Kat. Nr. Zürich 2023, Kunsthaus, Re-Orientations, Europa und die islami- schen Künste, 1851 bis heute, Kat. Nr. 148, S. 254 Das Jahr 1914 gehörte zu den fruchtbarsten in Klees Schaffen. Höhepunkt war sicherlich die Reise nach Nordafrikamit den Künst- lerfreunden August Macke und Louis Moilliet, die als «Tunisreise» in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Moilliet kannte Tunesien bereits von zwei früheren Reisen und lebte damals in Gunten am Thunersee. Mit Kleewar er seit Gymnasialzeiten befreundet. Macke lebtemit seiner Familie ab Herbst 1913 nicht weit entfernt von Gun- ten in Hilterfingen am Thunersee. Klee war oft bei seiner Familie in Bern zu Gast, und so kamen die drei Künstlerfreunde regelmässig imRaumBern zusammen. Im Januar 1914 trafen sie sich bei Macke, und Klee machte dabei den Vorschlag, eine gemeinsame Reise nach Tunesien zu unternehmen. Nach einigen organisatorischen Ungereimtheiten sollte das Unterfangen im Frühjahr umgesetzt werden. Klee führte auf der Reise minutiös Tagebuch, sodass alle Stationen bekannt wurden. Am4. April 1914 reisten Klee und Moilliet mit der Eisenbahn nachMarseille; Macke war bereits dort. Zusam- men erreichten sie am 7. April an Bord des Dampfers «Carthage» die Hafenstadt Tunis. Nur wenige Arbeiten entstanden direkt auf der Reise, die Eindrücke wirkten jedoch in der Folge, bei Klee sicher bis 1923, entscheidend nach. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Juli 1914 nahm das künstlerische Leben eine abrupte Wendung. Macke verstarb Ende September an der Front, Klee wurde imMärz 1916 einberufen, konnte jedoch seine künstlerische Arbeit fortführen. Klees Arbeiten aus dieser Zeit des Umbruchs gehören zu denmeist geschätzten Werken. «Scene aus Kairouan» ist eine fast anekdo- tische Komposition. Klee fand in Nordafrika zu einer neuen Farbig- keit und einem neuen Umgang mit Räumlichkeit. Am 16. April notierte er nach einemBesuch in Kairouan seine bekanntenWorte: «Ich und die Farbe sind eins. Ich binMaler.» Ein wunderbar subtiles Aquarell von höchster Qualität aus einer der besten Schaffens perioden Klees. * 23 Paul Klee Münchenbuchsee bei Bern 1879–1940 Muralto Scene aus Kairuan
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