Auktion 280 : Meisterwerke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 13.09.2024
1914. Kohle auf festem, beigem Velin. 50,1×62,8 cm. Unten rechts vomKünstler in Bleistift signiert «PIETMONDRIAN», unten links mit Blindstempel. Das Papier leicht gebräunt, am äussersten Rand mit Lichtrand. Reissnagellöchlein in den Ecken. Rückseitig leichte Flecken und Spuren alter Montierungen. Schätzung CHF 1000000 Werkverzeichnisse Joop M. Joosten, Piet Mondrian, Catalogue Raisonné of the Work of 1911–1944, Blaricum/Paris 1998, Nr. B66 Michel Seuphor, Piet Mondrain, Leben und Werk, Œuvrekatalog Nr. 385, Gruppenkatalog Nr. 228, Abb. Tf. 124 Provenienz Galerie d’Art Moderne, Marie-Suzanne Feigel, Basel Slg. Théodore und Virginia Bally, Montreux, dort erworben von Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammlerstem- pel, Lugt 913b Literatur Michel Seuphor, Mondrian, Le Retour de Mondrian ou les cendres brûlantes, in: Aujourd’hui, Art et Architecture 2, 1957, Abb. S. 9 Frank Elgar, Mondrian, New York 1968, Abb. 69, S. 71 Alberto Busignani, Mondrian, I diamanti dell’Arte No. 36, 1968, Abb. S. 23 Joop M. Joosten, Piet Mondrian: Abstraction and Compositional Innovation, Artforum 11, 1973, S. 55 Carel Blotkamp, Mondriaan – Architectuur, 1982, S. 24, Abb. S. 25 Yves-Alain Bois, L’atelier de Mondrian: Du projet au procès, 1982, S. 31/32 Thim Threlfall, Piet Mondrian, His Life’s Work and Evolution 1872 to 1944, 1988, S. 224/225 Ausstellungen Bern 1977, Galerie Kornfeld, 112.5 Jahre Galerie, Kunstwerke von 1140 bis zur Gegenwart, Kat. Nr. 46 Basel 1977, Galerie Beyeler, Delaunay-Mondrian, Kat. Nr. 6 Bern 1989, Kunstmuseum Bern, Von Goya bis Tinguely, Aquarelle und Zeichnungen aus einer Privatsammlung [Slg. EberhardW. Korn- feld], Kat. Nr. 44, Abb. S. 91 Den Haag/Washington/New York 1994/1996, Gemeentemuseum/ National Gallery of Art/The Museum of Modern Art, Piet Mondrian, Kat. Nr. 63 Davos 1998/1999, Kirchner Museum, Werke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 17 Madrid 2003, Fundación Juan March, Espíritu de modernidad: de Goya a Giacometti, Obra sobre papel de la colección Kornfeld, Kat. Nr. 15, S. 131, Abb. S. 41 Riehen 2003/2004, Fondation Beyeler, Mondrian + Malewitsch, In der Mitte der Sammlung Wien 2005, Albertina, Piet Mondrian, Kat. Nr. 66 Den Haag 2017, Gemeente Museum, Mondrian – Van der Leck 1916–1919, Kat. Nr. 104, Abb. S. 79 Riehen/Düsseldorf 2022/2023, Fondation Beyeler/K20 Kunst- sammlung Nordrhein-Westfalen, Mondrian Evolution, S. 139, 243 Das Meer beschäftigte Piet Mondrian erstmals in naturalistischen Werken, die von 1909 bis 1911 während längerer Aufenthalte im Dorf Domburg an der Küste Zeelands in Holland entstanden. Nach- demer während seines ersten Aufenthalts in Paris von 1911 bis 1914 den Kubismus von Pablo Picasso und Georges Braque kennen gelernt hatte, flossen dessen formale und inhaltliche Elemente auch in seine Kunst ein. Im Sommer 1914 kehrte er in die Niederlande zurück und arbeitete in den folgenden Kriegsjahren an Studien über das Meer, die in den Pier- und Ozeangemälden ihren Höhe- punkt fanden. Er assimilierte nun den Kubismus und adaptierte ihn für seine eigenen Werke. Die quer-ovale Darstellung übernahm er dabei als bestimmendes Gestaltungselement. Man könnte das Rund auch als Blickführung in die Weite verstehen. Zudem führte er eine klare Gitterstruktur ein. Für Mondrian hatte die horizontal- vertikale Anordnung jedoch keine ausschliesslich bildnerisch- darstellende Funktion wie für die Kubisten, sondern fast mystische Implikationen: Er betrachtete die Horizontale und die Vertikale als grundlegend gegensätzliche Prinzipien, die zusammenwirkenmüs- sen, um eine Einheit zu schaffen. Obwohl Mondrians Motive stets in der Natur zu finden sind, etwa die Bewegung der Wellen oder der Meeresoberfläche, reduzierte er die verwendete Zeichensprache auf ihre wesentlichste bildliche Form: Das Meer wird aus kurzen Linien und Kreuzen komponiert, die, bewegt man sich vor dem Werk, an flackerndes Licht auf der Wasseroberfläche oder den Wellengang erinnern. Es ging ihm dabei nicht um das Erreichen der Gegenstandslosigkeit, sondern vielmehr um das Ausloten und Auflösen der Gegenständlichkeit an sich. Die frühen Ozean-Arbeiten sind äusserst selten und meistens nur in Museen, etwa dem Museum of Modern Art in New York, der Peggy Guggenheim Collection in Venedig oder der Staatsgalerie Stuttgart zu finden. Das hier angebotene Blatt gehört zweifelsohne zu den Hauptwerken der ganzen Gruppe und bringt Mondrians revolutionäre Idee der «Plastik in der Malerei» eindrücklich zur Dar- stellung. * 25 Piet Mondrian Amersfoort 1872–1944 New York Ocean 4
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