Auktion 280 : Meisterwerke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 13.09.2024
1924. Feder in Tusche auf festemVelin. 29,7×25,2 cm. Unten rechts vomKünst- ler in Tusche signiert «Picasso». Das Papier leicht gebräunt, unten rechts mit einem Fleck. Rückseitig mit Spuren einer alten Montierung. Schätzung CHF 400000 Werkverzeichnis Echtheitsbestätigung von den Enkeln des Künstlers, P. Ruiz-Picasso undMaya Widmaier-Picasso und weiteren zweien, datiert vom 25. März 1985, liegt vor Provenienz Auktion Sotheby’s, New York, 23. Februar 1984, Los 39/A, dort angekauft von Slg. Heinz Berggruen, von dort an Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammlerstempel, Lugt 913b Ausstellungen Bern 1989, Kunstmuseum Bern, Von Goya bis Tinguely, Aquarelle und Zeich- nungen aus einer Privatsammlung [Slg. Eberhard W. Kornfeld], Kat. Nr. 105, Abb. S. 193 Davos 1998/1999, Kirchner Museum, Werke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 49 Bern 2001/2002, Kunstmuseum, Picasso und die Schweiz, Kat. Nr. 86 Frankfurt am Main 2006/2007, Schirn Kunsthalle, Picasso und das Theater, S. 271, Abb. S. 149 Wien 2008/2009, Albertina, Wege der Moderne, Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 38, S. 291, Abb. S. 69 Pablo Picassos künstlerische Tätigkeit war zwischen 1916 und 1924 von einem stilistischen Nebeneinander geprägt. Noch experimentierte er mit demKubis- mus, befasste sich aber auch wieder mehr mit gegenständlichen Themen oder streckte seine Fühler in Richtung Surrealismus aus. Das Tanztheater beschäf- tigte ihn schon länger, erwähnt sei seine Zusammenarbeit mit Serge Diaghilevs «Ballets Russes», etwa 1917 für das Ballett «Parade» nach einem Thema von Jean Cocteau mit Musik von Erik Satie. Bei den «Ballets Russes» lernte er auch die Tänzerin und seine spätere Ehefrau Olga Chochlowa kennen. Als Modelle stehen sie und der gemeinsame Sohn Paulo idealtypisch für Picassos neue, körperbetonte Formensprache zu Beginn der 1920er Jahre. 1924 wurde er angefragt, das Bühnenbild und die Kostüme für Saties Ballett «Les Aventures de Mercure» zu schaffen. Die Uraufführung in der Choreogra- phie von Léonide Massine am 15. Juni 1924 im Théâtre de la Cigale in Paris führte zu einem Protest mehrerer Surrealisten, verbunden mit dem Vorwurf, Picasso wirke bei einer «Wohltätigkeitsveranstaltung für die internationale Aristokratie» mit. Nachdem sie die Aufführung aber gesehen hatten und von Picassos Arbeit beeindruckt waren, veröffentlichten André Breton, Louis Aragon und andere Surrealisten eine als Hommage an Picasso deklarierte Entschuldigung. Picasso hatte sich für die Bühne und die Kostüme an geschwungene antike Vasenbilder angelehnt. Es war die letzte grosse Mitwir- kung in einer Theaterproduktion des Künstlers. Die hier angebotene Zeichnung könnte die Tänzerin Vera Petrova darstellen, trug sie doch in der Produktion häufig auffällig geflochtenes Haar. Andererseits erinnert die Umsetzung auch an Darstellungen seiner Ehefrau Olga aus der- selben Zeit, die er auch immer wieder als Tänzerin darstellte. Die Zeichnung lebt vom freien Duktus der Linien; es scheint, als ob Picasso die Figur aus einem Liniengewirr herausarbeitete und wachsen liess. * 28 Pablo Picasso Málaga 1881–1973 Mougins Danseuse au repos
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