Auktion 280 : Meisterwerke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 13.09.2024
Paris 1939. Aquatinta und Schabeisen auf Kupfer auf Velin. 66,5×51,3 cm, Plat- tenkante; 76,9×57 cm, Blattgrösse. Unten rechts vom Künstler in Bleistift bezeichnet und signiert «Bon à tirer / Picasso», links von fremder Hand bezeichnet «30». Leichte Spuren des Druckprozesses, im Schwarz und im oberen Blattrand minime Bereibungen. Schöner, gratiger und samtener Druck. Schätzung CHF 800000 Werkverzeichnisse Baer 646/V/A/b (v. C), eines der dort erwähnten Exemplare Bloch 310 Provenienz Nachlass Roger Lacourière, Paris, dort erworben von Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammlerstempel, Lugt 913b Ausstellungen Salzburg/Winterthur 1984/1985, Rupertinum/Kunstmuseum, Von Goya bis Warhol, Meisterwerke der Graphik des 19. und 20. Jahrhunderts aus einer Schweizer Privatsammlung [Slg. Eberhard W. Kornfeld], Kat. Nr. 196 Köln 1988, Museum Ludwig, Picasso im Zweiten Weltkrieg 1939 bis 1945, Kat. Nr. 61, Abb. S. 57 und S. 227 Hovikodden 1992, Sonja Henie-Niels Onstad Foundations, Picasso Fribourg 1994, Musée d’art et d’histoire, Pablo Picasso, Gravures et lithogra- phies, Kat. Nr. 167, Abb. und Abb. S. 153 San Francisco/New York 1998/1999, California Palace of the Legion of Honor/ Guggenheim Museum, Picasso and the War, Kat. Nr. 26 Bern 2001/2002, Kunstmuseum, Picasso und die Schweiz, Kat. Nr. 129b, S. 371 Hamburg 2002/2003, Bucerius Kunst Forum, Picasso und die Mythen, Kat. Nr. 169, S. 255, Abb. S. 221 Bern 2010, Zentrum Paul Klee, Klee trifft Picasso, Abb. S. 215, S. 277 Die Beziehung zwischen Dora Maar und Pablo Picasso ist eine der turbulen- testen Liebesgeschichten in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Maar, die als surrealistische Fotografin arbeitete, lernte Picasso 1935/1936 in Paris kennen. Picasso war fasziniert vonMaars starkemSelbstbewusstsein und ihrer beein- druckenden Präsenz. Sie wurde zu seiner ständigen Begleiterin und doku- mentierte unter anderem die Entstehung seines epochalen Gemäldes zum Spanischen Bürgerkrieg, «Guernica». Nach dem langen und blutigen Krieg suchte Picasso 1939 in seiner unmittelbaren Umgebung nach Inspiration. Es entstanden viele Stillleben, doch sein Hauptmotiv wurde seine neue Muse Dora Maar. Er porträtierte sie in den meisten künstlerischen Medien: Malerei, Zeichnung, Skulptur und Druckgraphik. Die Partnerschaft dauerte fast ein Jahrzehnt und war geprägt von intellektuellem Austausch und intensiver Lei- denschaft. Maars Einfluss auf Picasso in diesen Jahren führte zu einigen sei- ner ikonischsten und gewagtesten Porträts – darunter auch die Aquatinta «La femme au tambourin». Das Blatt ist in einer ähnlichen Tonalität und Nuancierung wie «Guernica» aus- geführt. Die Arbeit in Schwarz, Weiss und Grautönen ermöglichte es Picasso, einen malerischen Aspekt in die Druckgraphik zu bringen. Meisterhaft gelingt es ihm, Licht und Ausdruck besonders hervorzuheben. Die Aquatinta gewährt einen Einblick in Picassos Privatleben, öffnet in der Art der Umsetzung aber auch ein Fenster auf das aktuelle Weltgeschehen. Brigitte Baer schreibt über das hier angebotene Blatt «Encrage plus doux», also «weichere Einfärbung». Das «Bon à tirer» ist jeweils das vomKünstler freigegebene Referenzblatt, nach welchemdie Drucker, hier Roger Lacourière, die Auflage in genau dieser Qua- lität und Ausprägung drucken konnten. Links hat Lacourière wohl die Auflage «30» notiert. Insofern sind die «Bon à tirer» immer ganz besondere Blätter, quasi der Höhepunkt der Umsetzung und des Druckprozesses. * 29 Pablo Picasso Málaga 1881–1973 Mougins La femme au tambourin
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