Auktion 280 : Meisterwerke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 13.09.2024

1942. Tusche und Kohle über mit Aquarell grundiertemVelin, stellenweise weiss gehöht. 33,3×55,8 cm. Unten links vom Künstler in Tusche signiert und datiert «Moore/ 42». Farbfrisch und in guter Erhaltung. In den Ecken mit Reissnagel­ löchern. Am rechten Rand mit sauber hinterlegten und retuschierten Papier­ unregelmässigkeiten. Rückseitig mit umlaufenden Resten einer Museums­ montierung. Schätzung CHF 350000 Werkverzeichnis Vorgesehen für dasWerkverzeichnis der Zeichnungen der «HenryMoore Foun- dation»mit derWerknummer «HMF 2100A». Bestätigung, datiert vom11. Novem- ber 1993, liegt bei Provenienz Privatsammlung Schweiz Auktion Galerie Kornfeld, Bern, 24. Juni 1994, Los 96 Galerie Kornfeld, Bern, von dort an Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammlerstempel, Lugt 913b Ausstellung Martigny 1989, Fondation Pierre Gianadda, Henry Moore, S. 146 Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gab Henry Moore seine Tätigkeit als Leiter des Bereichs Bildhauerei an der Chelsea School of Art auf. Er war vomKunsthistoriker KennethClark, demDirektor der National Gallery in London, gebeten worden, sich während des ZweitenWeltkriegs an der Kriegskünstler- initiative zu beteiligen. Moore war zuerst zurückhaltend, erhielt aber schliess- lich Aufträge als «War Artist». ImGegensatz zu seinen Freunden Ben Nicholson und Barbara Hepworth, die kurz nach Kriegsausbruch von London nach St. Ives gezogen waren, behielt Moore sein Atelier in Hampstead und versuchte, wie die meisten Londoner, den Anschein eines möglichst normalen Lebens auf- rechtzuerhalten. ImSommer 1940wurden die Luftangriffe imganzen Land und insbesondere auf London jedoch immer heftiger. Viele Londoner nutzten daher die tiefer gelegenen Stationen des U-Bahnnetzes als provisorische Unterkünfte. Am 11. September 1940 kehrtenMoore und seine Frau von einemAbendessen mit Freunden im Stadtzentrum zurück. Während der Fahrt mit der U-Bahn ertönten die Sirenen, und als sie Belsize Park erreichten, war Moore fasziniert von der grossen Zahl vonMenschen, die auf den Bahnsteigen Schutz suchten. Moore fertigte am nächsten Tag seine erste Zeichnung zu diesem Thema an und kehrte dann mehrmals zurück, um die versammelten, Schutz suchenden Menschen zu studieren. Daraus entstanden die sogenannten «Shelter Drawings», die Moore international bekannt machen sollten. Vor allem in den USA galten sie als Metaphern für den stoischen Widerstand der Engländer während des Krieges. Nachdem seineWohnung imLondoner Stadtteil Hamp- stead von einer Bombe getroffen worden war, zog er mit seiner Frau Irina in ein Bauernhaus namens «Hoglands» imkleinenDorf PerryGreen bei Much Hadham, Hertfordshire, wo er die Serie fortsetzte. Die Figuren sind virtuos, aber schemenhaft komponiert. In einer eindrücklichen, plastisch wirkenden Mischtechnik schuf der Bildhauer förmlich eingefrorene Situationen menschlicher Existenz; Metaphern des Ausharrens, Wartens und Hoffens. Das vorliegende Blatt gehört sicherlich zu den besonders ausge­ arbeiteten und grossformatigen Werken der Gruppe. * 37 Henry Moore Castleford 1898–1986 Much Hadham Group of Seated Figures (Shelter Drawing)

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