Auktion 280 : Meisterwerke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 13.09.2024
Um1885. Crayon conté auf Bütten, aufgezogen auf Velin. 24×30,9cm, Blattgrösse. Mit Lichtrand und imPapier etwas gebräunt. Unten rechts mit restauriertem kleinen Einriss. In schöner Erhaltung. Schätzung CHF 1500000 Werkverzeichnisse César Mange de Hauke, Seurat et son œuvre, Paris 1961, Nr. 647 Erich Franz / Bernd Growe, Georges Seurat, Dessins, Paris 1984, Nr. 73 Provenienz Slg. de Frenne, Paris Slg. van Deventer, Arnheim Slg. Sydney J. Lamon, New York Gallery M. Knoedler & Co., New York, Inv.-Nr. WCA-1942, Foto- Nr. 6058 Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammlerstem- pel, Lugt 913b Literatur Umbro Apollonio, Disegni di Seurat, Venezia 1945, Abb. Tf. XIX Robert L. Herbert, Seurat’s Drawings, NewYork 1962, S. 129, Nr. 111 John Russell, Seurat, London 1965, S. 94, Nr. 88 Richard Thomson, Seurat, Oxford 1985, S. 134, Nr. 137 Herbert Wotte, Georges Seurat, Dresden 1988, Abb. Tf. 80 Ausstellungen Rotterdam 1934/1935, Musée Boymans, Soixante-deux tableaux et dessins anciens et modernes des collections néerlandaises, Kat. Nr. 54 Amsterdam 1936, Galerie Huinck et Scherjon, L’art français du XIX e siècle Rotterdam 1936/1937, Musée Boymans, Les divisionnistes de Seurat à Jan Toorop, Kat. Nr. 47 Chicago 1958, The Art Institute, Seurat, Paintings and Drawings, Kat. Nr. 109 Bielefeld 1983, Kunsthalle, Georges Seurat, Zeichnungen, Kat. Nr. 73 Baden-Baden 1984, Staatliche Kunsthalle, Georges Seurat, Zeich- nungen, Kat. Nr. 73 Bern 1989, Kunstmuseum Bern, Von Goya bis Tinguely, Aquarelle und Zeichnungen aus einer Privatsammlung [Slg. EberhardW. Korn- feld], Kat. Nr. 24, Abb. S. 59 Bern/Hamburg 1996, Kunstmuseum/Kunsthalle, Zeichnen ist Sehen. Meisterwerke von Ingres bis Cézanne aus dem Museum der bildenden Künste Budapest und aus Schweizer Sammlungen, Kat. Nr. 100, Abb. S. 223 Davos 1998/1999, Kirchner Museum, Werke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 13 Madrid 2003, Fundación Juan March, Espíritu de modernidad: de Goya a Giacometti, Obra sobre papel de la colección Kornfeld, Kat. Nr. 10, S. 130, Abb. S. 32 Wien 2008/2009, Albertina, Wege der Moderne, Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 16, S. 292, Abb. S. 38 Zürich/Frankfurt amMain 2009/2010, Kunsthaus/Schirn Kunsthalle, Georges Seurat, Kat. Nr. 71, S. 144, Abb. S. 130 Durch die Anwendung seiner einzigartigen Zeichnungstechnik erreichte Georges Seurat hervorragende Hell-Dunkel-Kontraste, was die zeitgenössischen Kritiker dazu veranlasste, ihn als würdi- gen Nachfolger von Rembrandt, dem «clair-obscuriste par excel- lence», zu bezeichnen. Je weiter sich die Betrachtenden vomWerk entfernen, desto klarer wird das Bild, sodass zuvor nicht erkennbare Details (wie im vor- liegenden Fall etwa die Kutsche) unvermittelt zumVorschein treten. Dieses Phänomen erinnert an die optischen Prinzipien vonMichel- Eugène Chevreul und Eugène Rood, die die Grundlage des Neo impressionismus bildeten. Seurat versuchte, diese Ideen nicht nur in seine Gemälde, sondern auch in seine Zeichnungen zu integrie- ren. Die Farben ersetzte er durch eine unendliche Vielfalt undNuan- cierung in der Tonalität des Kontrastes von Schwarz und Weiss. In der Zeit, als das vorliegende Blatt entstand, arbeitete Seurat an seinemgrossenMeisterwerk «Un dimanche après-midi à l’Île de la Grande Jatte», das sich heute im Art Institute of Chicago befindet. Die «Fiacres» waren die Taxis der Zeit, und so wird auch Seurat die Dienste der Kutschenfahrer in Anspruch genommen haben, um an die Seine zu fahren und dort die Pariser Bevölkerung beim Sonn- tagsvergnügen zu beobachten. Schemenhaft stehen Pferd und Kutsche an einer baumgesäumten Strasse undwarten auf Kunden; vielleicht ist es der galante Herr am unteren Bildrand. Die Szene spielt wohl gegen Abend, die Laterne der Kutsche erscheint als auffälliger weisser Fleck. Meisterhaft akzentuiert Seurat damit die Komposition, die in der Anlage eher hell erscheint. Er entreisst die Darstellung damit der Zeitachse und hebt sie fast in einemetaphy- sische Dimension. * 9 Georges Seurat 1859 Paris 1891 Le Fiacre
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