Auktion 280 : Meisterwerke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 13.09.2024

1893. Tusche auf festemVelinmit Wasserzeichen «WHA». 33,3×25 cm, Blattgrösse. Unten rechts von der Künstlerin in Bleistift signiert «Käthe Kollwitz». Auf der Rückseite mit der Skizze eines Selbstpor- träts in Kreide. In den Rändern mit Reissnagellöchern, oben rechts mit einer Knickfalte. Unten rechts mit einemoriginalen, alten Papier- verlust. Rückseitig mit Spuren einer alten Montierung. Schätzung CHF 250000 Werkverzeichnis Otto Nagel /Werner Timm, Käthe Kollwitz, Die Handzeichnungen, Œuvre-Katalog, Stuttgart 1980, Kat. Nr. 86 Provenienz Auktion Paul Graupe, Berlin, 11./12. Juni 1929, Los 284, dort ange- kauft von Slg. Dr. August Klipstein, Bern Gutekunst und Klipstein, Bern, 1930, Lagerkatalog XXX, Kat. Nr. 1053, dort erworben von Slg. Salman Schocken, Berlin/Jerusalem Auktion Dr. Ernst Hauswedell, Hamburg, 5. Juni 1967, Los 656, dort erworben von Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammlerstem- pel, Lugt 913b Literatur Hans Kollwitz, Käthe Kollwitz, Ich sah die Welt mit liebevollen Blicken, Ein Leben in Selbstzeugnissen, Hannover 1968, Abb. S. 13 Ausstellungen Stuttgart 1967, Staatsgalerie, Die Zeichnerin Käthe Kollwitz, Kat. Nr. 8 Lausanne 1985, Musée cantonal des Beaux-Arts, Selbstporträt im Zeitalter der Fotografie Bern 1989, Kunstmuseum Bern, Von Goya bis Tinguely, Aquarelle und Zeichnungen aus einer Privatsammlung [Slg. EberhardW. Korn- feld], Kat. Nr. 92, Abb. S. 167 Washington 1992, National Gallery of Art, Käthe Kollwitz, Kat. Nr. 10, Abb. S. 19 Vevey/Gingins 1994, Musée Jenisch/Fondation Neumann, Käthe Kollwitz, Kat. Nr. 6 Davos 1998/1999, Kirchner Museum, Werke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 19 Genf 1999/2000, Musée Rath, Steinlen et l’époque 1900, S. 181 (ohne Kat. Nr.) Barcelona 2000, Museu Picasso, Steinlen y la época de 1900, S. 211 (ohne Kat. Nr.) Wien 2008/2009, Albertina, Wege der Moderne, Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 75, S. 290, Abb. S. 133 Bern 2013/2014, Zentrum Paul Klee, Zwischen Brücke und Blauer Reiter, Hanna Bekker vom Rath als Wegbereiterin der Moderne (ausser Kat.) Käthe Kollwitz (geb. Schmidt) verbrachte ihre Jugend in Königsberg und nahm ab 1881 Zeichenunterricht beim Künstler Rudolf Maurer. 1885/1886 besuchte sie die Damenakademie des Vereins Berliner Künstlerinnen. Zurück in Königsberg wurde sie von Emil Neide unterrichtet. Anschliessend studierte sie bis 1890 in München bei Ludwig Herterich. 1891 heiratete sie ihren langjährigen Verlobten, den Arzt Karl Kollwitz, und siedelte nach Berlin über, wo er imBezirk PrenzlauerBerginderWeissenburgerStrasse(heute:Kollwitzstrasse) eine Kassenarztpraxis eröffnete und das Paar eineWohnung bezog. 1892 wurde Sohn Hans geboren, 1896 Sohn Peter. Unter dem Ein- druck der Uraufführung von Gerhart Hauptmanns Drama «Die Weber», dem die Hungerrevolte der schlesischen Weber von 1844 zugrunde lag, begann sie 1893 ihren ersten abgeschlossenen druckgraphischen Zyklus, «Ein Weberaufstand». In der Folgezeit wurde Kollwitz in den Berliner Künstlerkreisen zunehmend entdeckt und geschätzt; Max Liebermann schlug sie sogar für eine Medaille anlässlich der «Grossen Berliner Kunstausstellung» von 1898 vor. Das hier angebotene Blatt ist die ambesten ausgearbeitete Zeich- nung einer weiblichen Figur, die Kollwitz später für die Radierung «Junges Paar» (Knesebeck 83) verwendete. Angeregt wurde die Zeichnungsreihe offenbar durch Max Halbes Liebesdrama «Jugend», das 1893 im Berliner Residenztheater uraufgeführt wurde. Die Künstlerin zeigt sich auf dem Blatt autobiographisch selber; die Legende besagt, dass die Zeichnung nach dem ersten grossen Ehekrach imHause Kollwitz entstanden sei. Es ist ein wun- derbares, frühes Selbstporträt, das einen besonderen Einblick in Kollwitz’ Leben gibt. Ihr Blick auf dem Blatt ist sehr selbstbewusst; sie zeigt sich als aktive und erfolgreiche Künstlerin, bereit, sich gegenüber anderen zu behaupten. Rückseitig findet sich eine Stu- die zum selben Motiv in schwarzer Kohle. * 15 Käthe Kollwitz Königsberg 1867–1945 Moritzburg Selbstbildnis in ganzer Figur, sitzend verso

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