Auktion 280 : Meisterwerke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 13.09.2024
1914. Zimmermannsbleistift auf gelblichem Velin. 48,2×31,5 cm. Unten rechts vomKünstler in Zimmermannsbleistift in Rechteck signiert und datiert «EGON/ SCHIELE/ 1914», rückseitig Augenstudie. Das Blatt leicht und unregelmässig gebräunt, die kleinen, regelmässig verteilten Flecken stammen vom Herstel- lungsprozess. Links eine vertikale Falte über den gesamten Blattrand. Leichte Griffknicke und unten links eine leicht restaurierte Stelle. Auf der Rückseite mit dem Ansatz einer Gesichtsskizze und Spuren einer alten Montierung. Schätzung CHF 400000 Werkverzeichnis Jane Kallir, Egon Schiele, The Complete Works, New York 1990, Nr. 1576 Provenienz Atelier des Künstlers Privatsammlung Genf, von dort am 3. Dezember 1956 angekauft von Gutekunst & Klipstein, Bern, von dort an Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammlerstempel, Lugt 913b Ausstellungen Luzern 1974, Kunstmuseum, Kunst inÖsterreich 1900–1930, Kat. Nr. 245, repro- duziert auf dem Plakat dieser Ausstellung Bern 1989, Kunstmuseum Bern, Von Goya bis Tinguely, Aquarelle und Zeich- nungen aus einer Privatsammlung [Slg. Eberhard W. Kornfeld], Kat. Nr. 134, Abb. S. 241 Zürich 1994, Sammlung Hauser & Wirth, Egon Schiele – Arbeiten auf Papier, Abb. S. 83 Wien 2005/2006, Albertina, Egon Schiele, Kat. Nr. 164, S. 408, Abb. S. 298 Wally, eigentlich Walburga Neuzil, war Egon Schieles Muse und Gefährtin. Im Jahr 1911 zog er mit ihr zuerst nach Krumau, später nach Au am Anzbach. Die wilde Ehe der beiden sorgte in der ländlichen Umgebung für gehörigenWirbel und führte dazu, dass Schiele wegen «Verbreitung unsittlicher Zeichnungen» verurteilt wurde und sogar vierundzwanzig Tage im Gefängnis verbringen musste. Ab 1912 kehrten die beiden nachWien zurück, wo sie schliesslich eine Atelierwohnung an der Hietzinger Hauptstrasse 101 bezogen. Dort entstand 1915 mit «Tod und Mädchen» eines seiner Hauptwerke, das den Künstler und Wally in einer eigenartigen Umarmung zeigt. Das Gemälde wird oft als sein Trennungsbild gesehen, hat Schiele doch seine Muse kurz darauf verlassen, um Edith Harms zu heiraten. Das hier angebotene Blatt, im Jahr 1914 entstanden, steht im Zentrum einer zehnteiligen Serie von Bleistiftzeichnungen. Keine davon ist koloriert. Wie bereits in anderen Reihen thematisierte der Künstler den Prozess des Entklei- dens und zeigte sein Modell in verschiedenen Positionen. Die Zeichnung des sitzenden, mit einem Mantel und Hut gekleideten Mädchens, bildet den Anfangspunkt. Ihr Blick wirkt nachdenklich in sich gekehrt, nahezu schüchtern auch die verschränkte Haltung der Hände. Eine wunderbare Arbeit, eindrück- lich mit sicherem Strich aufs Papier gebracht. * 21 Egon Schiele Tulln 1890–1918 Wien Frontansicht eines sitzenden Mädchens mit Hut Front View of a Seated Girl with Hat Verso: Ansatz einer Gesichtsskizze
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