Auktion 281 : 125 Ausgewählte Werke 13.09.2024

1907. Öl auf Leinwand. 55×61 cm. Unten rechts vomKünstler datiert und monogrammiert «07 CA». Auf dem originalen Chassis, in der alten Nagelung. Die Leinwand leicht gewellt, in der pastosen Mal- schicht mit feinen Haarrissen und mit wenigen Farbverlusten. In sehr guter und farbfrischer Erhaltung. Schätzung CHF 500000 Werkverzeichnis Franz Müller/Viola Radlach, Cuno Amiet, Die Gemälde 1883–1919, Teilband 1, Zürich 2014, Nr. 1907.35 Provenienz Privatsammlung Schweiz, 1943 Privatsammlung Schweiz, 1977 Literatur Hans Trog, «Kunstchronik. Aus demKünstlerhaus II.», in: Neue Zür- cher Zeitung, 12.7.1907, Nr. 191 Karoline Beltinger, Maltechnische Untersuchungen zu den Gemäl- den von Cuno Amiet, 1883–1914, Zürich 2014 Ausstellungen St. Gallen 1907, Kunstmuseum, Kunst-Verein, Kat. Nr. 2 (dort betitelt «Wintersonne») Zürich 1907, Künstlerhaus, VI. Serie, Kat. Nr. 21 Evtl. Zürich 1908, Villa Osenbrüggen, Wolfensberger, Kunstaus- stellung, Kat. Nr. 47 München 1909/1910, ModerneGalerie Heinrich Thannhauser, Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Kat. Nr. 3 Evtl. Frankfurt am Main/Düsseldorf/Berlin/Dresden/Leipzig/Köln 1910, Frankfurter Kunstverein/Kunstsalon Fritz Gurlitt/Kunstsalon Emil Richter/Leipziger Kunstverein/Kunsthandlung Eduard Schulte, Cuno Amiet, Giovanni Giacometti Evtl. Zürich 1914, Kunsthaus, Januar-Ausstellung, Kat. Nr. 24 (dort betitelt «Bauernhäuser im Schnee») Bern 1919, Kunsthalle, Ausstellung Cuno Amiet, Kat. Nr. 142 Bern 1943, Kunsthalle, Cuno Amiet und andere, Kat. Nr. 43 (dort datiert 1902) Evtl. Pont-Aven 1982, Musée de Pont-Aven, Cuno Amiet 1886– 1961, Nr. 20 (dort betitelt «Paysage d’hiver rouge», um 1908) Schneelandschaften sind ein Bildthema, das Cuno Amiet zeitlebens beschäftigte. Die erste Landschaft «Hellsau im Winter» entstand Ende des Jahres 1894 (Müller/Radlach 1894.28). Bereits in einem Brief vom 17. Februar 1894 schrieb Amiet an Giovanni Giacometti: «Mein armer Giovannin! Du beklagst Dich noch darüber, dass die Sonne nicht da ist. Sich über die kleinsten Hindernisse zu beklagen, ist unsere Schwäche; aber dennoch, wenn man stark wäre, könnte man doch noch aus seinen Hindernissen Nutzen ziehen. Ist es etwa nicht ein ganz besonderer Zauber, dieses Tal weiss oder eher blau von Schnee zu sehen, mit den einzelnen Flecken der winzigen Häuser und Bäume in der Unendlichkeit des Schnees. Es wäre sublim, diese kalten aber reichen Töne und diese einfachen und weichen Linien darzustellen, um damit den schwermütigen Schlaf einer ganzen Landschaft zum Ausdruck zu bringen. Was für eine Schönheit! Seit dem Anfang des Winters träume ich davon, aber ich kann so viel Studien und Skizzen machen wie ich will, der Schnee kommt nicht in unser Land, und ich kann nicht hingehen und Notizen machen für das erträumte Bild. Profitiere also! Glück- licher, der Du bist!». Das Thema des vorliegenden Gemäldes, eine Gruppe von Bauern- häusernmit zwei schlanken, hoch aufragenden Pappeln, hat Amiet mehrmals aus unterschiedlichen Blickwinkeln und zu verschiede- nen Jahreszeiten gemalt: ImSommer (Müller/Radlach 1902.26) und imWinter (Müller/Radlach 1902.22, 1905.17, 1907.35–37). In unse- rer Schneelandschaft konzentrieren sich die besonnten Teile auf exponierte Stellen, wie Schnee auf den Dächern oder Hügelkup- pen. Die Abendstimmung bot Amiet Gelegenheit zur Darstellung organisch silhouettierter, kontrastierender Flächenformen. Die Topographie modellierte er gekonnt durch den pastosen Farbauf- trag. Gegenüber der zweiten Fassung (Müller/Radlach 1907.36) desselben Jahres, die wir im Jahr 2022 zumVerkauf anbieten durf- ten, wirkt die Ausführung der vorliegendenWinterlandschaft plas- tischer und lebendiger. Die Leinwand ist über der Grundierung hellblau untermalt, was den imBrief an Giacometti erwähnten Zau- ber stimmungsvoll wiedergibt. Zudem ist die Palette, wie in den meisten seiner Winterbilder von 1907, bunter und unterstreicht mit ihrem kontrastreichen Kolorit die abendliche Stimmung des Son- nenuntergangs. * 101 Cuno Amiet Solothurn 1868–1961 Oschwand Abendsonne im Winter

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