Auktion 281 : 125 Ausgewählte Werke 13.09.2024

1941. Marmor. 44×22,2×22 cm. Eine aufliegende Seite durch die Drehmög- lichkeit um die Achse leicht berieben. In sehr schöner Erhaltung. Schätzung CHF 260000 Provenienz Atelier des Künstlers, vor 1955 erworben von Slg. Annie und Oskar Müller-Widmann, Basel, durch Erbschaft an Slg. Aja Petzold-Müller, Basel, durch Erbschaft an Privatsammlung Schweiz Auktion Christie’s, Paris, 22. Oktober 2021, Los 330, dort erworben von Internationaler Privatsammlung Literatur Carola Giedion-Welcker, Jean Arp, Stuttgart 1957, Nr. 63, S. 110 (andere Ver- sion), Abb. S. 68 Ionel Jianou, Jean Arp , Paris 1973, Nr. 63, S. 69 Arie Hartog/Kai Fischer, Hans Arp, Skulpturen – eine Bestandsaufnahme, Ost- fildern 2012, Nr. 63 Ausstellung Vorgesehen für die Ausstellung in der Fundació Catalunya La Pedrera, Barce- lona, Art in Stone, Oktober 2024 Hans Arps Werke galten im Dritten Reich als «entartet». Nach der Besetzung Frankreichs zog er daher mit seiner Frau Sophie Taeuber-Arp nach Grasse an die Côte d’Azur. Dort hatte er kein Atelier und musste als Maler und Bildhauer notgedrungen mit leichten, transportablen und billigen Materialien arbeiten. Dank Zuwendungen von Gönnern konnten sich die Arps über Wasser halten, bevor sie Ende 1942 vor der anrückenden deutschenWehrmacht in die Schweiz flohen. In genau diesen bewegten Zeiten ist der Entwurf der vorliegenden Arbeit entstanden. Vermutlich wurde dasWerk jedoch erst später imTessin inMarmor gehauen. Arps unverwechselbares Vokabular biomorpher Formen machte ihn zu einem wichtigen Wegbereiter der abstrakten Plastik. Oszillierend und mit den Titeln kokettierend nehmen seine Werke eine Sonderstellung in der modernen Bild- hauerei ein. In der vorliegenden Skulptur thematisiert der Künstler, wie oft in dieser Zeit, dasWachstum, Metamorphosen und die botanische Fruchtbarkeit. Auf einzigartige Weise gelang Arp mit seinen charakteristischen Figuren die Umwandlung organischer Formen in eine faktisch abstrakte, lyrische Formen- sprache. Im vorliegenden Fall ist es eine eindrücklicheMischung aus Dynamik und Statik, spannend umgesetzt mit der Betonung der Vertikalen. Auf einem Sockel ruht ein scheinbar filigranes, amorphes Blatt. Das aus weissemMarmor gehauene Objekt überrascht mit komplexen Rundungen und, betrachtet man es aus verschiedenen Blickwinkeln, völlig unterschiedlichen, immer wieder neuen Formen. Einzigartige Variante von zwei Versionen. Die andere Fassung befindet sich in der Sammlung des Kunstmuseums in Winterthur. * 108 Hans Arp Strassburg 1886–1966 Basel La Feuille

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