Auktion 281 : 125 Ausgewählte Werke 13.09.2024

1979. Farbfotografie, mit Handschrift in brauner Farbe. 255×125 cm. Oben in der Mitte vomKünstler signiert und datiert «Joseph Beuys 1979». In sehr schö- ner Gesamterhaltung. Schätzung CHF 180000 Provenienz Vom Künstler an Slg. Werner Krüger, Köln, erworben von Slg. Géza Istvan Schlégl, Zürich, dort erworben von Internationaler Privatsammlung Ausstellungen Zürich 1989, Galerie & Edition Schlégl, S. 48/49 Sevilla 1993, Museu de Arte Contemporaneo, Aprovechar a las Animas Bonn 2021, Bundeskunsthalle, Beuys – Lehmbruck, Denken ist Plastik, S. 59, Kat. Nr. 174 Das komplexe Œuvre von Joseph Beuys lässt sich nicht leicht zusammenfas- sen. Er schuf materielle Arbeiten, alsoMalerei, Zeichnungen oder Installationen, aber veranstaltete auch performative Aktionen. Die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und den sie spiegelnden Kunstsystemen prägte die Werke. Er forschte an der Grenze von Kunst undWissenschaft, die er als aufzulösende Gegenpole verstand. Dies sollte durch die Umformung der am «Materialismus» erkrankten westlichen Welt in eine neue soziale Bewegung geschehen. Alle Menschen, die an dieser Transformation mitwirkten, sah er als Teil der «Sozia- len Plastik» (manchmal auch «Soziale Skulptur» genannt). So bewegte er sich selbst ständig an der Schnittstelle von Kunst und Leben. In einem seiner «skripturalen Schnappschüsse», publiziert in Steffen Popps «Joseph Beuys. Mysterien für alle», schrieb der Künstler: «Mit dem Ende der Modernen Kunst beginnt für mich die Kunst erst, mit dem Ende der Modernen Kunst stirbt nicht die Kunst, sondern sie wird erst geboren –, aber dann handelt es sich umeinen gewandelten Kunstbegriff. Es ist ein anthropologischer Kunst- begriff: Dann ist jeder Mensch ein Künstler.» Der Künstler verbreitete sein Pro- gramm oft mit Flugblättern oder Plakaten. Eine weitere Phrase, «Kunst = Kapi- tal», schrieb er auf Banknoten und signierte sie. Immer wieder setzte er auch lebensgrosse Fotografien von sich selbst ein, am meisten verbreitet ist vermutlich der schreitende Künstler mit dem Titel «La Rivoluzione Siamo Noi» von 1971/1972. Unsere grossformatige Fotografie, die im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt entstand, zeigt den Künstler vor dem Skelett eines Mastodons (Mammuts). Der Fotograf Werner Krüger (geb. 1917) fotografierte Beuys vor dem Urtier und machte drei Abzüge. Als er sie Beuys übergab, sagte dieser «etwas daraus machen zu wollen», wie Krüger erzählte. Beuys hat auf die grossen Formate in breitem Pinselstrich scheinbar zwei Phrasen geschrieben und jeweils signiert. Eine Arbeit mit dem Spruch «Kunst = Kapital» ging an den deutschen Kunstkritiker Willi Bongard (1931– 1985), eine verblieb bei Beuys und das hier vorliegende Exemplar beschriftet mit dem Anfang des oben zitierten Texts «mit dem Ende der modernen Kunst fängt die Kunst erst an» ging an Werner Krüger. Die bearbeitete Fotografie erschien also in kleinster Auflage, faktisch als Unikat. Später kamen noch grünstichige Abzüge in Umlauf, die mit dieser ersten, in nur drei Exemplaren hergestellten Arbeit nicht vergleichbar sind. Das vorliegende Werk wird mit dem kräftigen Titel zu einem Manifest von Beuys und ist sicherlich eine der grundlegenden Arbeiten für sein künstlerisches Verständnis. Mit der Originalarbeit wird eine im Jahr 2011 von Eva Beuys autorisierte Repro- duktion als Ausstellungskopie verkauft. * 110 Joseph Beuys Kleve 1921–1986 Düsseldorf mit dem Ende der modernen Kunst fängt die Kunst erst an

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