Auktion 281 : 125 Ausgewählte Werke 13.09.2024

1943. Gouache und Pastell auf Papier auf Leinwand aufgezogen. 92×65 cm. Rückseitig auf dem Chassis zweimal mit der Nummer «109». Farbfrisch und in tadelloser Gesamterhaltung. Schätzung CHF 350000 Werkverzeichnis Echtheitszertifikat auf Fotografie, darauf signiert von Claude Laurens, Paris, datiert vom 24. Juni 1974, und von Daniel-Henry Kahnweiler, Paris, datiert vom 6. Juli 1974, liegt vor Provenienz GalerieLouiseLeiris, Paris, rückseitigmit Etikett unddenNummern015456/1594, dort erworben von Saidenberg Gallery, New York, von dort an Privatsammlung USA, durch Erbschaft an Privatsammlung USA Ausstellung Tel Aviv 1971, Musée de Tel Aviv, Expositions Inaugurales, Maîtres Français du XXe Siècle, Kat. Nr. 12, rückseitig mit Etikett Nach fauvistischen Anfängen wurde Georges Braque zusammen mit Pablo Picasso einer der Begründer und Hauptvertreter des frühen, «analytischen Kubismus». Die Zäsur des Ersten Weltkriegs führte auch bei Braque zu einer Sehnsucht und Rückbesinnung auf ein klassisches Ideal («Retour à l’ordre») und somit zu einer Abwendung von seinem strengen kubistischen Stil. Braque wurde zum224. Infanterieregiment eingezogen und zumOberleutnant befördert. Ein Granatsplitter verletzte ihn 1915 so sehr am Kopf, dass er nach einer Schädeloperation und einer langen Rekonvaleszenz aus dem Dienst entlassen wurde. Ab 1917 wieder zurück in Paris, begann er eine neue Art der Malerei, die er im Dezember in der Zeitschrift «Nord-Sud» unter dem Titel «Pensées et réflexions sur la peinture» (Gedanken und Überlegungen zur Male- rei) erläuterte. SeinMalstil änderte sich radikal, der Bildaufbau wurde freier, der Farbauftrag trockener. Neben den immer wieder vorkommenden Stillleben malte Braque seine bahnbrechenden figurativen Motive, bei denen sich Figur, Raum und Interieur förmlich durchdringen. Diese Gemälde sind zutiefst subtil, fein nuanciert und leuchtend-kristallin gemalt. Immer wieder zog es ihn in die Normandie, wo er sich schliesslich 1930 in Varengeville-sur-Mer neben Dieppe ein Ferienhaus mit Atelier einrichtete. Der Zweite Weltkrieg führte erneut zu einer Zäsur in seinem Œuvre: Die Farben wurden verhaltener, Schwarz wurde zu einembestimmenden Grundton seiner Malerei. Die Kriegsjahre verbrachte der Künstler zurückgezogen in Paris. Dort dürfte auch das hier angebotene Bild der «Fraumit Sonnenschirm» entstanden sein. Bei der im Strandkorb sitzenden Frau könnte es sich um seine Ehefrau Marcelle Lapré Braque handeln. Die Vorderseite der eleganten Dame wird sanft von den Sonnenstrahlen beschienen, während sich der hintere Teil im schwar- zen Schatten förmlich auflöst. Es ist eine eindrückliche Reminiszenz an die glücklichen Tage in der Normandie im Spiegel der Kriegswirren in Paris. * 113 Georges Braque Argenteuil 1882–1963 Paris Femme à l’ombrelle

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