Auktion 282 : Kunst des 19.-21. Jahrhunderts 12.09.2024

298 Edgar Degas 1834 Paris 1917 Au cirque Médrano. – Femme nue à la porte de sa chambre Zwei Motive 1879. Lithographien auf «Chine appliqué» auf Velin. 11,9×16 cm bzw. 16,1×11,9 cm, Darstellung; 27,6×36 cm, Blattgrösse. Unten rechts mit dem roten Stempel der Vente Degas «Atelier Ed. Degas». Blatt etwas stockfleckig und im linken Rand leicht gräulich verfärbt. In den Ecken Reissnagellöcher. Rückseitig Spuren einer früheren Montierung. Insgesamt in sehr guter Gesamterhaltung. Schätzung CHF 40000* Werkverzeichnisse  Reed/Shapiro 36a und 36b. Delteil 46 und 47. Provenienz  Vente Degas, Estampes, Paris, 22.–23. November 1918, Nr. 146. Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern, rückseitig mit dem Sammlerstempel, Lugt 913b. Ausstellungen  Basel/Hovikodden 1975/1977, Kunstmuseum/ Henie-Onstad Kunstsenter, Meisterwerke der Graphik von 1800 bis zur Gegenwart, Kat. Nr. 55. Salzburg/Winterthur 1984/1985, Rupertinum/Kunstmuseum, Von Goya bis Warhol, Meisterwerke der Graphik des 19. und 20. Jahrhunderts aus einer Schweizer Privatsammlung [Slg. EberhardW. Kornfeld], Kat. Nr. 62. Vevey 1998, Musée Jenisch, Degas et Pissarro, Kat. Nr. 35. Ausgehend von zwei Monotypien übertrug Degas zwei Motive auf einen Lithostein. Dazu verwendete er die «frischen» Monotypien, die er direkt auf den Stein brachte, um sie anschliessend zu über­ arbeiten. Obwohl er sie auf ein Blatt druckte, haben die beiden Motive inhaltlich nichts miteinander zu tun. Links ist eine Szene aus dem Zirkus Fernando (ab 1898 Zirkus Médrano) zu sehen: eine Hundedressur. Anfang 1879 entstanden im Zirkus einige Studien zur Trapezkünstlerin «Miss Lala», die er schliesslich in einemÖlge­ mälde festhielt. Gleichzeitigwird er auch die hier dargestellte Szene festgehalten haben. DieMonotypie rechts zeigte ursprünglich eine nackte Fraumit kurzen Haaren. Nach der Übertragung auf den Stein zeichnete er der Frau lange Haare und akzentuierte den Türspalt dramatisch. Das Blatt beeindruckte den bekannten Kunstkritiker Félix Fénéon anlässlich der Ausstellung «Peintres-Graveurs» von 1889 so sehr, dass er ihm mehrere Zeilen mit einer ausführlichen Beschreibungwidmete und schrieb: «M. Degas expose négligem­ ment une petite lithographie dont la sauvage saveur d’art étourdit» (Herr Degas stellt beiläufig eine kleine Lithographie aus, deren wilder Kunstgeschmack betäubt). Die beiden Lithographien zusammen auf einem Blatt sind selten und stellen ein wichtiges Dokument aus Degas’ Schaffen dar.

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