Auktion 282 : Kunst des 19.-21. Jahrhunderts 12.09.2024

315 Lyonel Feininger 1871 New York 1956 Taubach 1918. Aquarell über Federzeichnung in Tusche auf cremefarbenem Bütten. 24×30,5 cm. Unten links vom Künstler in Feder in Tusche signiert «Feininger», rechts datiert «1918». Das Papier gebräunt, in den Rändern mit Reissnagellöchern, mit einzelnen Fleckchen. In sauberer Erhaltung. Schätzung CHF 40000* Werkverzeichnisse  Expertise von AchimMoeller, The Lyonel Fei­ ninger Project LLC, New York, datiert vom 6. November 2014, liegt in Kopie vor. Feininger Archiv Nr. 1296–11–06–14. Provenienz  Privatsammlung Deutschland. Für den Deutschamerikaner Lyonel Feininger boten die Städtchen an der Ostsee oder das verträumteWeimarer Umland in Thüringen die perfekte Kulisse für seine künstlerischen Erkundungen. Es waren die kleinstädtischen Idyllen mit ihren Kirchen und den pit­ toresken Dorfkernen – wie etwa in Gelmeroda, Niedergrunstedt, Possendorf, Vollersroda, Zottelstedt oder eben Taubach -, die ihm ideale Motive boten. Zu Beginn staffierte er die Ansichten dieser Orte noch mit seinen typischen Figuren aus (wie beim hier ange­ botenen Blatt), später realisierte er die Werke als reine, fast ins Abstrakte tendierende Architekturansichten. Gegenüber Alfred Kubin meinte er einmal, dass es in diesen «gott­ verlassenen Nestern» Kirchtürme gebe, die ungemein mystisch seien. In Taubach ist es diewuchtige evangelische Kirche St. Ursula, die er im zweifarbigen Aquarell besonders darstellt. Den dunkel­ violetten Himmel grenzt er von den feinen, hellblauen Konturen des Städtchens gekonnt ab. Eine Figur mit dem für Feininger typischen Hut spaziert von der Kirche weg, die Bäume vor der Kirche halten die beiden «Welten» von Himmel und Erde wie eine Klammer zusammen. Ein eindrückliches Aquarell, entstanden kurz bevor Feininger als erster Meister vonWalter Gropius ans Bauhaus nachWeimar beru­ fen wurde.

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ4OTU=