Auktion 282 : Kunst des 19.-21. Jahrhunderts 12.09.2024
327 Alberto Giacometti Borgonovo 1901–1966 Chur Jugendlicher Violinspieler – Bruder Bruno Giacometti mit Violine (Bruno jouant du violon) Frühjahr 1918. Federzeichnung in roter Tinte auf Briefpapier. 19,8×16,1 cm. Rückseitig am Schluss des Briefes vom Künstler signiert «Dein Alberto». Auf Briefpapier, mit Mittelfalte. Den Rändern entlang auf breiteren Papierbogen montiert. Rückseitig ausführli cher Brief. Sauber und farbfrisch in der Erhaltung. Schätzung CHF 18000* Werkverzeichnis Echtheitsbestätigung des Comité Giacometti, Paris, datiert vom Oktober 2017, liegt vor. Die Zeichnung figuriert im elektronischen Werkverzeichnis der Fondation Alberto et Annette Giacometti unter der Nummer AGD 3804. Die Zeichnung stellt Giacomettis jüngsten Bruder Bruno (1907–1912) imAlter von elf Jahren amAnfang seines Geigenunterrichts dar. Rück seitig findet sich ein ausführlicher Brief (ohne Anrede) vom Frühjahr 1918 aus der Evangelischen Lehranstalt in Schiers an einen Schulfreund, vermutlich Lucas Lichtenhan (1898–1969), der sich in dieser Zeit in der Rekrutenschule befand: «wenn ich es fertig habewerde ichwieder /von Vorne anfangen. Ich war auchmitten/ in einer schönen Judenerzählung von Heine,/aber sie hört plötzlich auf. Das weitere sei /verloren. Ich schaue oft den Rembrandt an/ und er gefällt mir immer besser, ich finde/ ihn immer grösser und schöner. –/Es ist schade dass mein Vater, es wäre/so schön, bei ihm zu arbeiten. Zaccaria/ ist ziemlich wohl und hat seine Arbeit bei-/nahe fertig. – Ich sitze hier amFenster und/sehe hinaus wie es regnet. Es sind immer/trübe Tage. Hoffentlich wird uns die Sonne/bald Blumen und Blätter bringen, es wäre/Zeit. Ich will aber mit meinemGeschwätz/aufhören undmöchte nur noch etwas/auf der letzten Seite Deines Briefes antworten. /Was Dumir schreibst, hat mich sehr gefreut/und ich glaube, es ist genug, wenn ich sage /dass ich Dich lange als meinen lieben Freund/gefühlt und betrachtet habe und glaube/mir, auch ich habe Dich sehr lieb. Ich weiss/nicht, wie es mit Buris Bild Dir geht! In der Hoffnung/dass Dir der Dienst schnell und nicht zu unangenehm/vorbei gehe, schicke ich Dir viele herzlicheGrü sse, Dein Alberto». 326 Alberto Giacometti Borgonovo 1901–1966 Chur Lucas Lichtenhan au chapeau 1917. Bleistiftzeichnung auf Velin. 25,6×21,7 cm. Unten rechts vom Künstler in Tusche datiert «Sommer 1917.». Ein herausgerissenes Blatt eines Skizzenbuches, rechter Blattrand unregelmässig. Den Blatträndern entlang auf Japan aufgelegt. Rückseitig mit hand schriftlichen Notizen von BrunoGiacometti, demBruder des Künst lers. In sehr guter Erhaltung. Schätzung CHF 15000 Werkverzeichnis Echtheitsbestätigung des Comité Giacometti, Paris, datiert vomNovember 2021, liegt vor. Die Zeichnung figuriert im elektronischen Werkverzeichnis der Fondation Alberto et Annette Giacometti unter der Nummer AGD 4381. Provenienz Nachlass des Künstlers. Slg. Bruno Giacometti, Zolli kon. Privatsammlung Schweiz. Mit Lucas Lichtenhan (1898–1969) war Giacometti zeitlebens seit ihrer gemeinsamen Schulzeit im Gymnasium der Evangelischen Lehranstalt in Schiers freundschaftlich verbunden. Zusammen mit Christoph Bernoulli, ebenfalls ein Schulfreund aus Schiers, ebnete Lichtenhan Giacometti den Weg in der Schweiz und organisierte 1950 die erste Retrospektive des Künstlers in der Kunsthalle in Basel.
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