Auktion 283 : Graphik und Handzeichnungen Alter Meister 12.09.2024

2015 Albrecht Dürer 1471 Nürnberg 1528 Melencolia I (Die Melancholie) 1514. Kupferstich auf Bütten. 23,7×18,5 cm, Blattgrösse. Feiner und nuancier­ ter Druck, im Erscheinungsbild klar und silbrig. In vorzüglicher Erhaltung. Umlaufend auf der Plattenkante geschnitten, wobei das Papierrändchen, das seitlich und unten die Darstellung von der Plattenkante absetzt, erhalten ist. Wie immer bei Frühdruckenmit einer nur verso erkennbaren horizontalen Falte und ohne Wasserzeichen. Schätzung CHF 225000 Werkverzeichnisse Schoch/Mende/Scherbaum 71/II/a (v. f) Meder 75/II/a (v. II/f) Provenienz Slg. Sir Stephen Lewis Courtauld (1883–1967), London. Als Geschenk Mitte der 1950er Jahre von Sir Stephen an sein Patenkind, an den kürzlich verstor­ benen Vorbesitzer Privatsammlung USA Albrecht Dürers dritter Meisterstich ist ein Hauptwerk der abendländischen Kunst, das nicht nur durch seine technische Brillanz, sondern auch durch seine inhaltliche Rätselhaftigkeit fasziniert. Unzählige Deutungsversuche sind unter­ nommen worden, ohne dass eine abschliessende Interpretation für das «Bild der Bilder» (Peter-Klaus Schuster) gefunden wurde. Den Titel gibt ein fledermausähnliches Wesen mit dem Wort «Melencolia I», das den im Zentrum sitzenden, düster blickenden Engel als allegorische Darstellung eines der vier Temperamente benennt. Seit der Antike ist dieGeste des auf die Hand gestützten Kopfes die bildnerische Formel für Trauer und Schwermut. Das melancholische Gemüt erfuhr zu Dürers Zeit eine Aufwertung und wurde als Grundlage von künstlerischer Kreativität verstanden. Um die Allegorie herum sind vielerlei Dinge geordnet, die alle mit unterschiedlichen Bedeutungen aufgeladen sind. ImLabyrinth der Interpretationen bleibt es nach wie vor an uns, deren Bedeutung selbst zu finden. *

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