Auktion 283 : Graphik und Handzeichnungen Alter Meister 12.09.2024

2017 Albrecht Dürer 1471 Nürnberg 1528 Christus am Ölberg – Christ on the Mount of Olives 1515. Radierung auf Bütten mit Wasserzeichen «Grosses Stadttor» (Meder Wasserzeichen 263). 22,2×15,6 cm, Blattgrösse. Sehr kräf­ tiger, stellenweise sogar toniger Druck, vor den Rostflecken. In tadelloser Erhaltung. Zumeist auf der Plattenkante geschnitten, die Einfassungslinie umlaufend sichtbar. Schätzung CHF 16000 Werkverzeichnisse  Schoch/Mende/Scherbaum80. Meder 19/I/c (v. II/e). Provenienz  Slg. Alfred Hubert (1831–1908), Paris, Lugt 130. Slg. Richard Gutekunst (1870–1961), Bern, Lugt 2213a. Slg. Eber­ hard W. Kornfeld, Bern, Lugt 913b. Nach Abschluss seiner drei «Meisterstiche», Höhepunkte steche­ rischer Präzision, erprobte Dürer über einen Zeitraum von drei Jahren das neue Medium der Eisenradierung (neben diesem und dem folgenden Blatt noch die RadierungenMeder 22, 95 und 96). Die vor allem bei Malern ohne kupferstecherische Praxis beliebte Technik, die eine lockere, der Zeichnung vergleichbare Strichfüh­ rung erlaubt, übte auf Dürer augenscheinlich nur eine begrenzte Faszination aus, so dass er sie in der Folgezeit nicht weiterver­ folgte. 2018 Albrecht Dürer 1471 Nürnberg 1528 Das Schweisstuch, von einem Engel gehalten – The Sudarium Held by One Angel 1516. Radierung auf Bütten. 18,3×13,3 cm, Blattgrösse. Schöner und sehr gleichmässiger Druck, noch vor den Rostflecken. In sehr gutem Zustand, umlaufend auf der Einfassungslinie und knapp innerhalb geschnitten. Die runden Ecken der Druckplatte nicht sichtbar. Schätzung CHF 12000 Werkverzeichnisse  Schoch/Mende/Scherbaum82. Meder 27/I/c (v. II). Provenienz  Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern, Lugt 913b. Dürer gelingt es in dieser höchst innovativen Komposition, die durch die Radiertechnik ermöglichte Freiheit der Linienführung zur Gänze auszureizen. Als thematischer Vorwand dient ihmdazu überraschen­ derweise eine der vielleicht statischsten Bildüberlieferungen der christlichen Kunst, das als «Vera Icon» bezeichnete Abbild Christi auf demSchweisstuch der Hl. Veronika. Dürer selbst hatte in seinem Kupferstich mit der Darstellung des von zwei Engeln gehaltenen Schweisstuchs von 1513 (Meder 26) eine noch ganz der Tradition verhaftete Version geschaffen. Demgegenüber variiert die Radie­ rung die Bildvorgabe mit solcher Offenheit, dass letztlich nur die vorausgesetzte Vertrautheit mit dem herkömmlichen Bildmotiv es dem Betrachter erlaubt, das Antlitz Christi auf dem von einer Böe in die Höhe gewehten Tuch überhaupt zu erkennen. Zugleich erweitert Dürer den Bildinhalt durch eine Gruppe von Engeln, die in der unte­ ren Bildzone die «Arma Christi», die Marterwerkzeuge der Passion halten, wodurch es ihm gelingt, die ungewöhnliche Komposition wieder in den christlichen Bildkanon einzubinden. * *

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