Auktion 283 : Graphik und Handzeichnungen Alter Meister 12.09.2024
2067 Rembrandt Harmensz. van Rijn Leiden 1606–1669 Amsterdam Die Muschel (Conus Marmoreus) The Shell 1650. Radierung, Kupferstich und Kaltnadel auf Bütten mit wohl Teilen des Wasserzeichens «Fünfzackige Schellenkappe», Hinterding Wasserzeichen (Band II, S. 288 und Band III, S. 224) 11,6× 15,4 cm, Blattgrösse. Superber Abdruck dieses Rarissimums. Von einemhinterlegten Risschen imoberen Rand ausserhalb der Darstellung und den alten Falzspuren verso abgesehen in ganz ausgezeichnetem Zustand. Die wenigen blassen und den Gesamteindruck in keinster Weise beeinflussenden Brauntönungen bestätigen nur die Unberührt heit des Blattes. Seit der letzten Veräusserung dieses Abdrucks vor 27 Jahren ist kein Exemplar von vergleichbarer Druck- und Erhaltungsqualität mehr auf dem Auktionsmarkt angeboten worden. Schätzung CHF 500000 Werkverzeichnisse The New Hollstein (Hinterding/Rutgers) 247/II (v. III) White/Boon 159 Provenienz Wohl Slg. Thomas Carlyon (ca. 1755–1830), Tregrehan House, Cornwall Slg. Tristam Carlyon, Esq. (1877–1957) P. & D. Colnaghi & Co., London, mit der von Colnaghi für diesen Kauf verge benen R-Inventarnummer R541 Slg. Walter J. Johnson, verkauft an der Auktion Christie’s, New York, 13. Mai 1997, Los 48 Privatsammlung USA Im einzigen Stillleben seines graphischen Werks zeigt Rembrandt eine exoti sche Kegelschnecke (conus marmoreus). Seltene Muscheln und Schnecken waren in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts begehrte Sammelobjekte. Sie gelangten mit den Schiffen der Handelskompanien aus fernen Ländern nach Europa. Die Zeitgenossen bewunderten in solchenObjekten die Schön heit der Natur, die sie neben die der Kunst stellten. Beides stand in den Kunst- und Wunderkammern nebeneinander. In den Niederlanden des 17. Jahrhun derts wurden solche Kunstkammern nicht nur von Adeligen, sondern auch von Bürgern und Künstlern angelegt. Wie das Inventar seines Besitzes von 1656 belegt, besass Rembrandt selbst in seiner Sammlung zahlreiche Muscheln und Schnecken. In seiner Wiedergabe der aus dem indischenOzean stammenden Kegelschne cke ging es Rembrandt nicht um eine naturwissenschaftlicheWiedergabe wie Wenzel Hollar sie in seiner Folge von 39 Schnecken und Muscheln unternahm (The New Hollstein 1273–1311). So gab Rembrandt etwa mit grosser Genauig keit die Oberflächenstruktur der Schnecke wieder, berücksichtigte aber nicht den gegen den Uhrzeigersinn gerichteten Aufbau des Schneckenhauses. Was den Künstler interessierte, war anscheinend vor allem das Spiel von Licht und Schatten, als wolle er beweisen, dass die Kunst es vermag, sich mit der Natur zu messen. Während die Schnecke im I. Zustand zwar einen Schatten wirft, aber vor einem gänzlich weiss gelassenen Hintergrund dargestellt ist, zeigt sie der II. Zustand auf einem Regalbrett vor einem verschatteten Hintergrund liegend. *
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ4OTU=