Geboren wurde Eberhard Walter Kornfeld am 23. September 1923 in Nidda in Hessen, wo sein - Vater Georg Waldemar Wilhelm Kornfeld in einer Möbelfabrik als Entwerfer arbeitete. Um sich als Innenarchitekt und Möbelhändler selbstständig zu machen, zog der Vater mit der Familie später nach Basel. Schon früh hat sich «Ebi», wie ihn enge Freunde nannten, für Geschichte und künstlerische Artefakte, v.a. Antiken und Münzen interessiert.
Nach einer kaufmännischen Ausbildung musste er im Zweiten Weltkrieg Aktivdienst für die Schweizer Armee leisten. Für eine mögliche Anstellung war er im Gespräch mit Herbert Adolf Cahn von der Münzhandlung Basel (später Münzen und Medaillen AG), entschied sich aber nach ersten, intensiven Kontakten im Jahr 1944 schliesslich für ein Volontariat beim Graphikhändler Dr. August Klipstein in Bern. Arbeitsbeginn war im Januar 1945. Die Legende besagt, dass er mit dem Fahrrad nach Bern geradelt sei. Kornfeld wohnte in einer Mansarde im Dachgeschoss der Firma.
Im Frühling 1948 ging die dreijährige Volontariatszeit zu Ende. Jeweils während der Sommermonatehatte Kornfeld die Möglichkeit, für mehrere Wochen in den Graphiksammlungen von Museen zu arbeiten. Nach dem Kupferstichkabinett in Basel besuchte er etwa Paris, das British Museum in London oder das Rijksprentenkabinet in Amsterdam, später auch die Albertina in Wien, und bildete sich dabei autodidaktisch weiter. Klipstein reiste mit Kornfeld im kriegsversehrten Europa herum und wurde zu seinem Mentor und Förderer.
Kornfeld war ein äusserst gelehriger Mitarbeiter und Schüler, so dass ihm Klipstein immer mehr Projekte übertrug. Er hat Kornfeld schliesslich fest angestellt und ihn 1948 gar als «Minipartner» (wie Kornfeld jeweils sagte) in die Firma aufgenommen. Kornfeld verantwortete bereits im folgenden Juni die Auktion der Sammlung von Maurice Delacre mit holländischen und flämischen Handzeichnungen.
Als Klipstein an einem Frühjahrsmorgen im Jahr 1951 mitten in seiner Arbeit am Schreibtisch zusammenbrach und kurz darauf verstarb, beschlossen die langjährige Mitarbeiterin Frieda Schuh und der junge Eberhard W. Kornfeld zusammen mit der Witwe Frieda Klipstein das Geschäft weiterzuführen. Nach ein paar Jahren wurde Kornfeld alleiniger Geschäftsführer, erwarb in der Folge sukzessive die Mehrheit und führte die Firma schliesslich ab 1972 unter seinem eigenen Namen. Das Auktionshaus Kornfeld wurde zu einem wichtigen und geschätzten «Player» im internationalen Kunsthandel, weit über die Graphik und die Schweizer Grenzen hinaus. Es war am Anfang ausschliesslich Kornfeld, der die Auktionskataloge verfasste, später unterstützt von engen Mitarbeitenden und Geschäftspartnern, zu nennen etwa Hans Bolliger oder Christine E. Stauffer.
Rechnet man seine publizierten Auktions-, Lager- und Ausstellungskataloge sowie alle nicht in die Auktion aufgenommen Werke zusammen, so waren es mehrere 100'000 Stück, die er aus nächster Nähe auf ihre «Importanz» hin begutachtete. Und da Kornfeld über ein einzigartiges Bild- und Materialgedächtnis verfügte, wurden alle Nuancen und Abweichungen sofort memorisiert. Sein eindrückliches und fundiertes Wissen machte ihn schnell zu einem weit herum respektierten «Scholar-Dealer», einem Händler also, der als wandelndes Kunstlexikon und mit einem immensen Wissens- und Erfahrungsschatz mit höchster Kennerschaft seinem Metier nachging.
Waren Auktionen früher vor allem verschworene Zusammenkünfte von Händlern, die für ihre Kundinnen und Kunden oder ihr eigenes Lager auf Einkauf gingen, veränderte sich das Auktionswesen nach dem Zweiten Weltkrieg radikal. Nun traten vermehrt Privatpersonen als Käuferinnen und Käufer in Erscheinung, Auktionen wurden von einem reinen «Insideranlass» am sog. Hufeisentisch zu einem öffentlichen «Event». In der Schweiz war es Kornfeld, der die Zeichen der Zeit erkannte und in seinem Auktionssaal fortan das «Who-is-who» der Kunstwelt willkommen hiess. Kunst wurde in den Katalogen von da an nicht mehr bloss kryptisch für «Eingeweihte» beschrieben, nun wollte man anpreisen und mit farbigen Abbildungen zugänglich machen, heute würde man sagen: Man wollte die Kunst «vermitteln». Er war es auch, der erstmals der «Schweizer Kunst» eigene Kataloge widmete und sie damit auf ein neues Markt-Level hob. Kornfeld wurde schnell zu einer Legende, seine Auktionen wurden legendär. So schaffte er es 1972 mit seinem ersten Millionenzuschlag – für ein Gemälde von Paul Cezanne – sogar auf die Titelseite der New York Times.
Er war aber nicht nur Auktionator, sondern pflegte als Galerist und Händler auch enge, freundschaftliche und wirtschaftliche Kontakte zu Kunstschaffenden seiner Zeit: Marc Chagall, Sam Francis, Alberto Giacometti, Joan Mitchell, Pablo Picasso, Niki de Saint-Phalle oder Jean Tinguely seien stellvertretend für viele andere genannt. Er hat sich auch immer wieder mit kulturpolitischen Belangen befasst und präsidierte für 37 Jahre den Kunsthandelsverband der Schweiz.
Sein grosses Wissen teilte Kornfeld auch gerne mit anderen, was dazu führte, dass er epochale Werkverzeichnisse verlegte und verfasste und dabei neue Standards setzte. Und so ordnen und beschreiben heute weltweit Expertinnen, Händler und Sammelnde Zustände von Druckgraphik etwa von Paul Gauguin, Alberto Giacometti oder Paul Klee mit sogenannten «Kornfeld-Nummern».
Bis zu seinem 99. Geburtstag kam er fast an jedem Tag in sein Büro in der «Villa Thurmau» an der Laupenstrasse 41 in Bern, dem Sitz der Firma. Es gab wohl nur wenige Kunsthändler, die annähernd so viele Werke in den Händen hielten, wie Ebi in seiner langen Händler- und Sammlertätigkeit.
Nach einem reichen und erfüllten Leben ist er in seinem 100. Lebensjahr am Morgen des 13. April 2023 friedlich zu Hause eingeschlafen.