Der in Stuttgart am 29. Dezember 1856 geborene Wilhelm Albert Gaiser trat 1881 mit dem Umzug ins neue Geschäftsdomizil an der Olgastrasse 1B in Stuttgart in die Kunsthandlung H. G. Gutekunst ein. Er war ein gelehriger Schüler und unterstützte seinen Patron auf vielfältige Weise. Er galt als unfehlbarer Dürer- und Rembrandtkenner und brachte bedeutende Sammlungen nach Stuttgart und in die Auktionen.
So war es wie selbstverständlich, dass Gaiser, als sich Heinrich Gottlob Gutekunst aus dem Geschäftsleben zurückziehen wollte, die Firma 1910 übernahm. In diesem Jahr gelang der Firma ein Coup: Albrecht Dürers 1504 entstandene Vorzeichnung für den Kupferstich «Adam und Eva» aus der Prager Sammlung des Freiherrn Adalbert von Lanna (1867-1909) erzielte den unglaublichen Rekordpreis von 65'000 Goldmark. Erworben wurde das Blatt vom amerikanischen Bankier John Pierpont Morgan und befindet sich bis heute als eines der Hauptwerke in der J. Pierpont Morgan Library in New York. Der damalige Preis entsprach dem 250-fachen Jahreslohn eines Bergarbeiters – und würde heute dem Gegenwert von etwa CHF 18,5 Millionen entsprechen!
Der Ausbruch des 1. Weltkrieges brachte den sonst florierenden internationalen Handel zum Erliegen, die Geschäfte gingen schlecht. Vielleicht geschah deshalb das tragische Unglück: Selbstvergessen und tief in Gedanken versunken auf der Strasse spazierend wurde Gaiser im Jahre 1915 von einer Strassenbahn überfahren und tödlich verletzt.
Keines seiner fünf Kinder konnte oder wollte das Geschäft übernehmen, so dass die Firma F. A. C. Prestel aus Frankfurt am Main zusammen mit Richard G. Gutekunst, dem Sohn von H. G. Gutekunst, in London das gesamte Lager und «mit allen Interessen» erworben hat, um die väterliche Kunsthandlung H. G. Gutekunst unter dem bisherigen Namen weiterzuführen.