Ausrufzeit 13.09.2024,
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1914
Holzschnitt auf dünnem Velin
51/52x37,5 cm, Druckstock; 56x40,5 cm, Blattgrösse; 57,8x43,2 cm, Unterlagekarton
Rückseitig mit dem Basler Nachlassstempel und der Bezeichnung "H 221 I"
Günther Gercken, Ernst Ludwig Kirchner, Kritisches Werkverzeichnis der Druckgraphik, Bern 2015, Bd. III, 646/I (v. III/2), dort erwähntes Exemplar
Gallery Frumkin, Chicago, dort 1961 angekauft von
Galerie Klipstein & Kornfeld, Bern, dort 1963 angekauft von
Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern, rückseitig mit dem Sammlerstempel, Lugt 913b
Donald E. Gordon, Ernst Ludwig Kirchner, Mit einem kritischen Katalog sämtlicher Gemälde, München 1968
Eberhard W. Kornfeld, Ernst Ludwig Kirchner, Nachzeichnung seines Lebens, Bern 1979,
Janina Dahlmanns, Modelle, Kokotten, Prostituierte, in: Magdalena M. Möller (Hrsg.), Ernst Ludwig Kirchner in Berlin, Katalog Brücke Museum 2008
Basel 1979/1980, Kunstmuseum, Ernst Ludwig Kirchner,
Ingelheim 1989, Internationale Tage, Kunstforum - Altes Rathaus, Der Traum von einer neuen Welt, Berlin 1910–1933,
Davos 1998/1999, Kirchner Museum, Werke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld,
Lugano 2000, Museo d’Arte Moderna, Ernst Ludwig Kirchner,
Riehen 2003, Fondation Beyeler, Expressiv!
Wien 2008/2009, Albertina, Wege der Moderne, Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld,
Bern 2009/2010, Zentrum Paul Klee – Paul Klees Grafik, Die Passion des Eberhard W. Kornfeld (ohne Kat.)
Spiez 2016, Schloss Spiez, Ernst Ludwig Kirchner, Dresden-Berlin-Davos
Verso mit typographischem "Inhaltsverzeichnis" der Brücke-Chronik von 1913. Stockfleckig und mit ausgebügeltem durchgehenden Knick sowie weiteren Griffknicken. An den oberen und unteren Rändern leicht gewellt. Wohl vom Künstler selbst auf einen Unterlagekarton montiert. In sehr guter Erhaltung.
Der Holzschnitt gehört thematisch zu dem Ölgemälde "Potsdamer Platz, Berlin" von 1914 (Gordon 370), heute in der Nationalgalerie Berlin. Das Werk ist mit 200 × 100 cm das grösste und wohl eines der bedeutendsten Berliner Strassenbilder Kirchners. Das Gemälde sowie der Holzschnitt zeigen zwei Kokotten auf einer Verkehrsinsel am Potsdamer Platz. Im Hintergrund ist der Potsdamer Bahnhof mit seiner charakteristischen Fassade zu erkennen. Die Haltung der beiden Hauptfiguren auf dem Holzschnitt ist gegenüber dem Gemälde verändert. Beide wenden sich nach links, vermutlich weil das Sujet durch die Technik des Holzschnitts spiegelverkehrt wiedergegeben wird. Kirchners Beobachtungen des grossstädtischen Nachtlebens entsprangen einerseits seiner Faszination für die Grossstadt, andererseits seiner Abscheu vor den Auswüchsen der modernen Metropole. Nicht zufällig wählte er als Ort des Geschehens den Potsdamer Platz, der damals einer der meist frequentierten und verkehrsreichsten Plätze Europas war. Kirchner empfand stets eine Wahlverwandtschaft mit den am Rande der Gesellschaft lebenden Menschen, wie den hier dargestellten Kokotten. In den Figuren dieser "Schönen der Nacht" verarbeitete Kirchner bildnerisch seine persönliche innere Zerrissenheit und seine Ängste. Auf dem Höhepunkt seiner Nervenkrise schrieb er in einem Brief an Gustav Schiefler: "Wie die Kokotten, die ich malte, ist man jetzt selbst. Hingewischt, beim nächsten Male weg." (aus: Dahlmanns, S. 245).
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