Münchenbuchsee bei Bern 1879 - 1940 Muralto
Ausrufzeit 13.09.2024,
circa 16.50 Uhr (CET)
(+/- 30 Min.)
1931- Werknummer 1931.197 (T 17)
Aquarell und Kreide auf Velin, auf Karton aufgelegt
44x63 cm, Darstellung; 50x65 cm, Unterlagekarton
Oben rechts vom Künstler in Tusche signiert "Klee", unten auf dem Unterlagekarton in Bleistift nummeriert "VI" und in Tusche datiert und mit der Werknummer "1931.T.17"
Paul Klee Stiftung, Catalogue raisonné, Band 6, Werke 1931-1933, Bern 2002,
Direkt beim Künstler erworben von
Slg. Walter und Helene Hassler-Christen, Schaffhausen (1933-1967), durch Erbschaft an
Privatsammlung USA
Christian Geelhaar, Paul Klee und das Bauhaus, Köln 1972,
Annette Baumann, Paul Klee als Sammler?, Dissertation an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Bern, Bern 2004,
Winterthur 1952, Kunstmuseum, Paul Klee,
La Sarraz 1954, Château, Paul Klee, Kat. N r. 24 (dort betitelt "Bateaux en Sicile")
Aarau 1960, Kunsthaus, Aargauischer Kunstverein, Jubiläums-Ausstellung, Aus Aargauischem Privatbesitz. 1. Teil: Von den Impressionisten bis zur Gegenwart,
Schaffhausen 1977, Museum zu Allerheiligen, Zwischen Improvisation und Fuge, Bilder von Kandinsky, Kupka, Klee, Marc, Delaunay, Macke, Itten, Lohse,
Guter Zustand. Das Papier etwas gewellt und leicht gebräunt, die Farben minim verblasst. Die untere rechte Ecke des Unterlagekartons, auf den Paul Klee höchst wahrscheinlich den Titel notierte, ist von fremder Hand ausgeschnitten worden. Das ausgeschnittene Kartonstück ist nicht erhalten. In den Ecken des Kartons mit Reissnagellöchern. Spuren alter Montierungen
Im Frühjahr 1928 trat Walter Gropius aufgrund von Konflikten mit den städtischen Behörden als Direktor des Bauhauses in Dessau zurück. Als neuer Direktor wurde der Schweizer Architekt Hannes Meyer berufen. Seine Devise lautete "Volksbedarf statt Luxusbedarf", und er legte den Schwerpunkt des Unterrichts stärker auf die angewandten Künste. Das führte selbstredend zu Konflikten mit den freien Kunstklassen. Erschöpft und frustriert von den ständigen Querelen kam Paul Klee schliesslich dem schon 1930 erfolgten Ruf von Walter Kaesbach an die Kunstakademie Düsseldorf nach und begann seine Unterrichtstätigkeit im Wintersemester 1931 mit einem Kurs über Maltechnik. Seine neuen Kollegen am Rhein waren etwa Heinrich Campendonk oder Ewald Mataré.
In Düsseldorf hatte Klee nur wenige Schüler, sodass er sich wieder verstärkt um eigene Schöpfungen kümmern konnte. Eine der grossen Neuerungen war sicherlich die Erprobung eines neu interpretierten Pointillismus. Warum sich Klee mit den aus einzelnen Pinselstrichen aufgebauten Bildkompositionen zu befassen begann, ist unklar. Das hier angebotene Werk stellt eine Art "missing link" dar auf dem Weg zu den bahnbrechenden späteren Werken im pointilistischen Stil, die kurz darauf entstehen sollten. Am Anfang wirkten die aneinandergereihten Pinselstriche noch eher grob. Klee war sich wohl unsicher, wie das pointillistische Element optimal eingesetzt werden könnte. Um den Stil zu verfeinern, griff er, was naheliegend war, auf eigene Werke zurück, die er im neuen Stil interpretierte. Das wichtige Ölgemälde "Abfahrt der Schiffe" aus dem Jahr 1927 (Catalogue raisonne 4353), das in Klees wichtiger Einzelausstellung im Museum of Modern Art in New York 1930 ausgestellt war, und das der Künstler bis zum Tod behalten hatte, diente ihm als Vorlage für seine pointillistischen Experimente. Es entstanden so in kurzer Folge besonders grossformatige Aquarelle: zuerst in sehr freier Interpretation "Dampfer und Segelboote" (Catalogue raisonne 5588), heute in der National Gallery in Washington, dann das nahe am Ölbild aber seitenverkehrt wiedergegebene "Dampfer u. Segelboote, gegen Abend" (Catalogue raisonne 5601), heute in einer bedeutenden Privatsammlung, sowie das hier angebotene Blatt, das dem Gemälde am nächsten kommt. Eindrücklich sieht man die Evolution und wachsende Meisterschaft. Ein Jahr später wird er die seitenverkehrte Version in voller Perfektion als grossformatiges Ölgemälde "Schiffe Abends" umsetzen (Catalogue raisonne 5717).
Nur durch die Fingerübungen in Aquarell wurden Werke wie das im Folgejahr entstehende, monumentale Ölgemälde "Ad Parnassum" (Catalogue raisonne 5970), das sich heute im Kunstmuseum Bern befindet, überhaupt möglich. Das hier angebotene Blatt wurde sehr früh von der wichtigen Sammlerfamilie Hassler aus Schaffhausen direkt bei Klee oder später bei Lily Klee erworben und verblieb bis heute durch Erbschaft in Familienbesitz.
Schweiz | CHF | 145 |
Europa | CHF | 255 |
Übersee | CHF | 330 |