Bernstadt an der Weide 1884 - 1966 Darmstadt
Ausrufzeit 12.09.2024,
circa 13.50 Uhr (CET)
(+/- 30 Min.)
1914
Graphitstift auf festem Velin
59x46 cm
Unten links vom Künstler in Graphitstift bezeichnet, monogrammiert und datiert "Selbstbildnis / L M / II Febr 1914". Rückseitig mit dem Nachlassstempel und der Inventarnummer "II/106"
Nachlass des Künstlers, Darmstadt, dort Ende der 1960er Jahre erworben von
Privatsammlung Deutschland, durch Erbschaft an
Privatsammlung Schweiz
Im oberen Rand mit kleinen Löchlein von einer ursprünglichen Hängung, links mit einem hinterlegten Einriss. An den Rändern leichte Verschmutzungen, vereinzelte Flecken, das Papier minim gebräunt. In sehr guter Erhaltung
Ludwig Meidner gilt als bedeutender Porträtist, der zahlreiche Intellektuelle der Weimarer Republik in psychologisch tiefgründigen Bildnissen festhielt. Auch die Selbstbefragung mittels Selbstbildnissen war ein fester Bestandteil seines Œuvres. Er suchte förmlich den Dialog mit seinem Spiegelbild und schuf äusserst expressive, bisweilen nachhaltig irritierende Selbstporträts. Ähnlich wie in seiner literarischen Arbeit verpackte er in seinen Bildern sein Innerstes, um es im Bild förmlich wieder zu entblössen. Man spürt die unmittelbare Kraft, das Wechselspiel von "himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt", das den Werken eingeschrieben ist. Waren es zuerst noch sehr akademische Umsetzungen, so fand er ab 1912 zu einer eigenen, unverkennbaren Sprache. Parallel zu den grossartigen "apokalyptischen Landschaften" - aus den Fugen geratenen, unsteten Stadtbildern - lösen sich unter dem Einfluss von Expressionismus und Futurismus seine Bildnisse und Selbstporträts auf. So auch in der vorliegenden, in kräftigen Strichen mit Zimmermannsstift umgesetzten Zeichnung. Sie strotzt vor Kraft, aber auch vor Selbstzweifel, was das Bild in diesem Dilemma so einzigartig und stark macht.
Schweiz | CHF | 130 |
Europa | CHF | 230 |
Übersee | CHF | 290 |