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    Oskar Kokoschka  : Herr E. Löwenstamm , 1914
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    Oskar Kokoschka : 178 Herr E. Löwenstamm
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    Oskar Kokoschka : 178 Herr E. Löwenstamm
    Oskar Kokoschka : 178 Herr E. Löwenstamm

    Oskar Kokoschka

    Pöchlarn 1886 - 1980 Villeneuve

    178   

    Herr E. Löwenstamm

    Schätzpreis CHF 1'200'000 *

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    Ausrufzeit 13.09.2024,
    circa 17.00 Uhr (CET)
    (+/- 30 Min.)

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    1914

    Öl auf Leinwand

    70 x 49,7 cm

    Werkverzeichnisse

    Johann Winkler/Katharina Erling, Oskar Kokoschka, Die Gemälde 1906-1929, Salzburg 1995, Nr. 109

    Katharina Erling/Walter Feilchenfeldt, Oskar Kokoschka. Die Gemälde Online, hrsg. von der Fondation Oskar Kokoschka, Vevey, Nr. 1914/8

    Provenienz

    Slg. Dr. Oskar Reichel, Wien

    Galerie St. Etienne, Otto Kallir, New York (1939), rückseitig mit Etikett

    Marlborough Fine Art, London (1958), rückseitig mit Etikett

    Galerie des Arts Anciens et Modernes, bzw. Marie-Louise Jeanneret, Genf, von dort an

    Fridart Foundation, Genf (1962)

    Auktion Sotheby Parke Bernet, London, 28. März 1973, Los 69

    Internationale Privatsammlung

    Literatur

    Paul Westheim, Oskar Kokoschka, in: Das Kunstblatt, Weimar, Jahrgang 1, 1917, Heft 10, S. 319

    Paul Westheim, Oskar Kokoschka, Das Werk Kokoschkas in 62 Abbildungen, Potsdam/Berlin 1918, S. 52

    Weltkunst, München, Jahrgang 25, 1955, Nr. 9, 1. Mai, Abb.

    Ausstellungen

    Wien 1924, Neue Galerie, Oskar Kokoschka, II. Teil: Gemälde der Zeit 1907–1915, X. Ausstellung der Neuen Galerie, 17 Gemälde

    Wien 1933, Neue Galerie, Meisterwerke moderner österreichischer Malerei, 92. Ausstellung

    Wien 1937, Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Oskar Kokoschka

    New York 1940, Galerie St. Etienne, Buchholz Gallery, Oskar Kokoschka, Kat. Nr. 13

    Chicago 1941, The Arts Club, Oskar Kokoschka, Kat. Nr. 17

    New York 1949, Galerie St. Etienne, Oskar Kokoschka

    London 1959, Marlborough Fine Art, Art in revolt, Germany 1905–25, Kat. Nr. 37

    Glasgow 1961, Royal Glasgow Institute of Fine Art, Centenary exhibition, Kat. Nr. 126, Abb. 42, rückseitig mit Etikett

    München 1971, Haus der Kunst, Oskar Kokoschka, Bildnisse von 1907-1970, Kat. Nr. 17, rückseitig mit Etikett

    Paris 1974, Grand Palais, Jean Paulhan à travers ses peintres, Kat. Nr. 618, rückseitig mit Etikett

    Bordeaux 1983, Galerie des Beaux-Arts, Oskar Kokoschka 1886–1980, Kat. Nr. 9

    Vevey 1984, Musée Jenisch, Hommage à Oskar Kokoschka 1886-1980, Kat. Nr. 6

    Dauerleihgabe Art Gallery of Ontario, Toronto (1986-2002)

    Dauerleihgabe Courtauld Institute of Art, London (2002-2018)

    Zustand

    Die Leinwand alt doubliert. Zwei kleine Retuschen in der Krawatte, eine kleine Retusche am äussersten Bildrand rechts. Farbfrisch und in sehr guter Gesamterhaltung

    Erläuterungen

    Eigentlich auf dem beschaulichen Berufsweg zum Zeichenlehrer, wurde Oskar Kokoschka 1908/1909 unvermittelt zu einer Grösse im Wiener Kunstleben. Er erhielt auf der "Kunstschau Wien" 1908 einen eigenen, kleinen Raum. Die Presse sprach abschätzig über seine Werke; aber alle Werke wurden gleich zu Beginn der Ausstellung verkauft. Der Architekt und Publizist Adolf Loos wurde zu einem grossen Förderer des jungen Malers. Er fand in den Gemälden Parallelen zu seinem 1908 in "Ornament und Verbrechen" veröffentlichen Credo "Ornamentlosigkeit ist ein Zeichen geistiger Kraft" und agierte als erster Vermittler der Kunst Kokoschkas. Er animierte viele Freunde, sich vom Künstler porträtieren zu lassen. So entstanden zwischen 1909 und 1914 etwa 70 Porträts der Wiener Gesellschaft und Bekannten von Loos. Weil Loos viele Gemälde, die den Dargestellten selber nicht gefielen, kaufte, hatte Kokoschka freie Hand und konnte unvoreingenommen experimentieren. So entstanden, zwar als Auftragswerke gedacht, die unglaublich kraftvollen, frühen Porträts des Meisters.

    Kokoschkas Porträtmalerei brach mit den Konventionen, denn das primäre Ziel des Künstlers war es, das unsichtbare Innere einer Person darzustellen. Er porträtierte die Dargestellten daher in ihrer eigenen Umgebung und liess sie ihren Tätigkeiten nachgehen. Während des Malens führte er mit ihnen Gespräche, um die natürliche Mimik und Gestik von Gesicht, Körper und Händen gesamtheitlich einfangen zu können. Der Bildraum war auch frei von Attributen der traditionellen Porträtmalerei, die Kleidung stets zurückhaltend, die nichts über den Beruf oder die gesellschaftliche Stellung der Porträtierten verriet. Die ganze Darstellung war auf das Gesicht und vor allem die Augen fokussiert. Das Fehlen von Studien oder Skizzen deutet darauf hin, dass Kokoschka unmittelbar und direkt vor seinen Modellen auf die Leinwand malte.

    Zeitgenössische Quellen berichten über die aussergewöhnliche Arbeitsweise des Künstlers: Er malte nicht nur mit den Pinselhaaren, sondern auch mit dem Pinselstil, seinen Händen, Fingernägeln und Fingerkuppen. Mit kleinen Stofffetzen wischte er immer wieder die Farbe ab. Er soll gesagt haben, dass der Weg vom Gehirn über den Arm und durch den Pinsel hindurch viel zu lange sei, am Liebsten würde er daher mit seiner Nase malen. Die zurückhaltende Verwendung der Farbe unterscheidet Kokoschka von den Expressionisten, manchmal trug er die Farbe nur lasierend auf, manchmal sehr pastos. Dieses wunderbare Zusammenspiel von dünnen Schichten und Impasto, häufig mit Deckweiss akzentuiert, führte dazu, dass die Porträtierten förmlich von innen und nicht von einer äusseren Lichtquelle beleuchtet scheinen. Man vermeint, dass diesen frühen Bildern des Meisters damit Leben eingehaucht wurde.

    Das Gemälde "Herr E. Löwenstamm" wird auch "Porträt eines Herrn (Brustbild)" oder "Porträt eines Kaufmannes" genannt. Es könnte sich beim Dargestellten mit dem durchdringenden Blick aus blauen Augen um Ernst Löwenstamm (1865-1921) handeln, den Bruder der Graphikerin und Malerin Emma Löwenstamm. Das wunderbare Bild befindet sich nun seit über 50 Jahren im selben, internationalen Privatbesitz.

    Das Gemälde hat eine spannende Provenienzgeschichte. Der in Wien lebende jüdische Arzt Dr. Oskar Reichel kam um 1900 durch die Kunst von Anton Romako zum Sammeln. Er kaufte aber auch Werke junger Zeitgenossen wie Egon Schiele, Max Oppenheimer oder eben Oskar Kokoschka, die er persönlich kannte. Seine Leidenschaft zeigte sich auch darin, dass er Anfang der 1920er Jahre eine Galerie eröffnete, die später sein Sohn Raimund bis 1937 führte. In einem Brief, den Raimund im Dezember 1985 an Johann Winkler, einem der Herausgeber des früheren Kokoschka-Werkverzeichnisses, sendete, schrieb er, dass sein Vater, so wie es ja auch Adolf Loos machte, immer wieder Freunden empfahl, sich von Kokoschka malen zu lassen. Oft seien die Freunde aber mit den Porträts nicht zufrieden gewesen, so dass sie schliesslich von Reichel übernommen wurden, so etwa die Bildnisse "Helen Kann" von 1909 (Erling/Feilchenfeldt 1909/23), "Frau Karpeles" von 1911 (Erling/Feilchenfeldt 1911/7) oder eben "Herr Loewenstein (?)" [sic]. Die Bilder wurden im Haus an der Chimanistrasse im 2. Stock aufgehängt, wo sich das Kokoschka Zimmer "entwickelt" habe. Raimund Reichel schreibt, dass der Vater durch die Inflation in der Zwischenkriegszeit viel Geld verloren habe, so dass er auch Kunstwerke verkaufte. Er tat dies vor allem über Otto Kallir, der Inhaber der "Neue Galerie" in Wien. 1924 und 1933 hat er durch diesen mehrere Werke angeboten, von den ursprünglich 11 Kokoschkagemälden wurden so sechs verkauft, fünf blieben bei Reichel. Als Jude war Otto Kallir gezwungen, seine Geschäftstätigkeit einzustellen. Er hat seine Galerie an eine Mitarbeiterin verkauft, sich zuerst in Paris niedergelassen und ist schliesslich in die USA emigriert, wo er die Galerie St. Etienne eröffnete. Am 1. Februar 1939 verkaufte ihm Dr. Oskar Reichel die verbliebenen fünf Gemälde von Kokoschka, das Geld wurde direkt an Reichels Söhne Hans, der in die USA emigriert war, und Raimund, der über Paraguay nach Argentinien ins Exil ging, ausbezahlt. Die fünf Werke von Kokoschka wurden 1940 in New York in einer Ausstellung gezeigt. Das Bildnis "Dr. E. Löwenstamm" wurde aber nicht verkauft und blieb bis in die 1950er Jahre bei Kallir. Als später Raimund Reichel Otto Kallir in New York besuchte, meinte dieser, er hätte im Handel "draufgezahlt". Das Gemälde kam Ende der 1950er Jahre schliesslich in den Handel und danach in Privatsammlungen. Im Wissen, dass das Gemälde von einem jüdischen Sammler 1939 verkauft wurde, wurden intensive Provenienzrecherchen unternommen. Ein anderes Gemälde, das Kallir 1939 ebenfalls erworben hatte, befindet sich heute im Museum of Fine Arts in Boston, "Doppelakt: Liebespaar" von 1913 (Erling/Feilchenfeldt 1913/2). Ansprüche auf dieses Gemälde, angestrebt durch die Rechtsnachfolge von Dr. Oskar Reichel, wurden vom "The United States Court of Appeals for the First Circuit" jedoch abgelehnt. Auch die Abklärungen beim Art Loss Register für unser Los ergaben keine weiteren Hinweise. In der Folge wurde die Rechtsnachfolge von Dr. Oskar Reichel kontaktiert, vertreten durch den Rechtsanwalt Dr. Rainer Handl in Wien. In einem vorliegenden Schreiben steht wörtlich: "Angesichts der völlig unsicheren Faktenlage wäre es wohl problematisch, sich eines […] Anspruchs zu bemühen".


     
     
     
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    Bei den mit (*) bezeichneten Losen sind Zuschlagspreis sowie Aufgeld mehrwertsteuerpflichtig.

    KORNFELD
    Kennerschaft und Tradition seit 1864
    GALERIE KORNFELD AUKTIONEN AG • Laupenstrasse 41, Postfach, 3008 Bern / SchweizTel +41 31 381 4673 • galerie@kornfeld.ch
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