Um 1540-1550
Holzschnitt, koloriert, auf Bütten
40,2x29 cm, Blattgrösse
Max Geisberg/Walter L. Strauss, The German Single-leaf Woodcut 1500-1550, New York 1974, Bd. I, pag. 390, Nr. 422-1 (das erwähnte Blatt)
Herzogliche Sammlung, Gotha, oben rechts mit der alten Inventarnummer in Feder "117"
Nach 1945 veräussert
Deutscher Privatbesitz
Auktion Gutekunst und Klipstein, Bern, 28. April 1955, Los 169
Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern, Lugt 913b
Leicht stockfleckig
Über einen Zeitraum von fünf Jahren wurden in unseren Berner Auktionen zwischen 1955 und 1960 diverse Blätter aus der Sammlung der ehemals herzoglichen Sammlung auf Schloss Friedenstein in Gotha angeboten. Die Blätter stammen angeblich ursprünglich aus der sog. "Prager Beute", die nach der Schlacht am Weissen Berge 1620 vom bayerischen Kurfürsten nach München geschleppt und wenig später vom sächsischen Heer wieder zurück nach Gotha verbracht wurde.
Blätter dieser Art stellen zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine Innovation dar. Man begann, Bildnisse von Herrschern, kirchlichen Würdenträgern und später auch von Hauptvertretern der Reformation durch Holzschnitte einem grösseren Kreis zugänglich zu machen. Als Flugblätter verbreitet, dienten sie als Wandschmuck und als Hoheitsausweis in Amtsstuben und waren folglich grossem Verschleiss unterworfen. In der Regel haben sie sich daher in jeweils nur wenigen Exemplaren, oft sogar nur als Unikate erhalten.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden sie von der Leitung des Museums veräussert und daraufhin von einem Erfurter Kunsthändler eingeliefert. Die Provenienz wurde dabei nicht explizit ausgewiesen. Aufgrund von Querverweisen und der Tatsache, dass es sich bei den meisten Blättern um Unikate handelte, war die Herkunft für jeden mit der Materie einigermassen vertrauten Interessenten durchaus eruierbar. Die vier hier nun nochmals zum Ausruf gelangenden Blätter stammen alle aus diesem Kontext und wurden seinerzeit von Eberhard W. Kornfeld für die eigene Sammlung erworben. Somit bietet sich hier erneut die Gelegenheit, vier vorzüglich erhaltene und zeitgenössisch kolorierte Rarissima des deutschen Holzschnitts aus der Zeit der Reformationskriege zu erwerben.
Das Porträt ist vergleichbar mit den Fürstenbildnissen, die Geisberg Hans Brosamer zuschreibt. Bei dem Blatt handelt es sich wahrscheinlich um ein Unikat. Es fehlt in Geisbergs grossem Kompendium zum deutschen Einblattholzschnitt und wurde erst dank der Abbildung im Gutekunst und Klipstein-Katalog von 1955 von Walter Strauss im Nachdruck mit einer Unternummer aufgenommen. Oben rechts die stets auf den Gothaer Blättern zu findende Nummerierung in Tinte, hier "117".
Schweiz | CHF | 130 |
Europa | CHF | 230 |
Übersee | CHF | 290 |