1828 Zürich 1905
1873
Öl auf Leinwand
64,5:53,7 cm
Unten links vom Künstler in Pinsel in schwarzer Ölfarbe signiert "RKoller"
Im Schweizerischen Institut für Kunstgeschichte (SIK-ISEA) in Zürich verzeichnet unter der Nummer 2089
Th. Hofmann, Bahnhofstrasse 90, Zürich
Privatsammlung, Binningen/Basel, angekauft 1929, durch Erbschaft an
Privatsammlung Schweiz
Marcel Fischer, Rudolf Koller, 1828-1905, Zürich 1951,
Zürich 1928, Kunsthaus, Rudolf Koller,
Basel 1938, Kunsthalle, Rudolf Koller,
Basel 1943, Kunsthalle, Ausstellung von Werken des neunzehnten Jahrhunderts aus Basler Privatbesitz,
Tadellos in der Erhaltung, farbfrisch, auf dem einfachen alten Chassis (ohne Keile), in der alten Nagelung. Leichte Craquelüren. In aufwendigem Goldrahmen der Zeit
Während Jahrhunderten wickelte sich der Passverkehr über den Gotthard auf einem Saumpfad ab und war geprägt vom Tritt der Saumpferde und dem Trott der Maulesel. In langsamen Tempi trieb man auch Kuhherden über den Pass, die für den Verkauf in Oberitalien bestimmt waren. Zwischen Luzern und Flüelen ging keine durchgehende Strasse, der Verkehr wurde von Passagier- und Lastkähnen bewältigt. Ab 1820 erfolgt der Ausbau der Gotthardstrasse, 1830 wurde sie eröffnet und ab 1842 gab es einen regelmässigen fünfspännigen Verkehr mit der Postkutsche. Die Transporte über den Vierwaldstättersee erübrigten sich erst 1865 mit der Eröffnung der aufwändig gebauten Axenstrasse zwischen Brunnen und Flüelen. Nun ergab sich die Möglichkeit einer durchgehenden Verbindung mit Postkutschen von Luzern bis Lugano. Je nach Belastung fuhr die Gotthardpost von Hospenthal nach Airolo mit zwei oder fünf Pferden, auf den verschiedenen Bildern von Rudolf Koller gibt es beide Varianten, das vorliegende Bild, auch die grosse Hauptfassung und die nahezu gleich grosse Fassung von 1874 zeigen fünf. Die Gotthardpost war in diesen Jahren der Begriff der Modernität und des Fortschrittes, bis zum Entschluss am Anfang der siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine Eisenbahn von Schwyz nach Flüelen und Göschenen zu bauen mit einem Tunneldurchstich von Göschenen nach Airolo
Alfred Escher, Mitglied des Direktoriums der Nordostbahn, trat aus dem Direktorium aus, um sich gänzlich dem Bau der geplanten Gotthardbahn zu widmen. Als Abschiedsgeschenk nahm man ein repräsentatives Ölbild in Aussicht und beauftragte damit den damals sehr populären Tiermaler Rudolf Koller. Für das Thema liess man ihm freie Hand. Weil Alfred Escher sich nun gänzlich dem Ausbau der Gotthard Verbindungen widmen wollte, stand das Thema "Gotthard" im Vordergrund. Das Jahr 1873 war in Kollers Schaffen nahezu gänzlich diesem Thema gewidmet. In diesem Jahre entstanden verschiedene Fassungen, erst kleineren Formates, dann letztlich das als Geschenk in Aussicht genommene Bild in der Grösse von 115:99 cm, erst im Besitz der Familie Escher, heute im Kunsthaus Zürich. Eine wohl allererste Fassung zeigt eine Serpentine der Gotthardstrasse, ohne Postkutsche und Tiere. Eine weitere Fassung, im Querformat, wohl eine Studie, kam ebenfalls in den Besitz von Alfred Escher und gehört heute der Gottfried Keller Stiftung. Die vorliegende Fassung, sicherlich auch 1873 entstanden, zeigt fünf Pferde
Mit der Eröffnung des Gotthardtunnels 1882 verlor die Gotthardpost ihre Bedeutung. Man fuhr noch einige Jahre weiter, vor allem für den Lokalverkehr, erst 1921, durch das Auto verdrängt, stellte man den Betrieb ein
Die verschiedenen Fassungen der "Gotthardpost" von Rudolf Koller sind heute Ikonen der Schweizer Malerei des 19. Jahrhunderts. Sie stellen die damalige Modernität in Kontrast zu der langsam wandernden Kuhherde und dem in Panik geratenen Kälbchen
Marcel Fischer, Gründer des SIK-ISEA in Zürich, schreibt in "Rudolf Koller, Zürich, Fretz und Wasmuth Verlag: "In diesem Bilde hat der Tier- und Landschaftsmaler Rudolf Koller das ganze Füllhorn seiner schöpferischen Fähigkeiten ausgeschüttet"